Der Mischkonzern HNA und der Versicherungsriese Anbang haben jeweils unabhängig voneinander den Kauf eines Mehrheitsanteils an der Allianz geprüft. Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf Insider sind die Gespräche jedoch bereits vor einiger Zeit ohne Ergebnis abgebrochen worden. Die regulatorischen Hürden seien demnach sowohl in China als auch in Deutschland als zu hoch eingestuft worden. Außerdem habe die Allianz an keinem der beiden Investoren Interesse gezeigt.
Die Auslandsbeteiligungen von Großinvestoren wie Anbang und HNA stehen in jüngster Zeit unter besonderer Beobachtung der chinesischen Aufsichtsbehörden. So wurde Anbang-Chef WU Xiaohui nach chinesischen Medienberichten vorübergehend in Gewahrsam genommen. Neben Korruptionsvorwürfen sollen hierbei auch die ausufernden Outbound-Aktivitäten seines Konzerns eine Rolle spielen. HNA hatte hierzulande mit dem Erwerb eines Anteils von knapp unter 10% an der Deutschen Bank für Furore gesorgt. Doch auch hier bremsen die Behörden in der Heimat jetzt die Auslandsaktivitäten aus. Angeblich seien die kreditgebenden Banken in China angewiesen worden, die Geldvergabe an den Konzern aus Hainan auf den Prüfstand zu stellen.
Bremse wird von beiden Seiten angezogen
Aber auch von den deutschen Behörden bläst den Käufern aus dem Reich der Mitte ein schärferer Wind ins Gesicht. Mitte Juli hat die Bundesregierung mit der neunten Änderung der Außenwirtschaftsverordnung die Bandbreite der bei Investitionen von Nicht-EU-Ausländern zu prüfenden Sektoren und den Umfang der Prüfungen erheblich verschärft. Auslöser für den Sinneswandel in der deutschen Politik waren gerade die spektakulären Übernahmen deutscher Technologieführer durch Unternehmen aus China wie die Akquisition von Kuka durch Midea. Zudem erwägt s die EZB derzeit eine Überprüfung des Minderheitsanteils von HNA an der Deutschen Bank. Grund hierfür sind die unklare Eigentümerstruktur und eine mögliche Absprache mit weiteren Großinvestoren aus Katar. Im Fall einer Beteiligung an der Allianz wäre erschwerend hinzugekommen, dass der deutsche Konzern mit einer Marktkapitalisierung von rund 80 Mrd. EUR zu den wenigen global systemrelevanten Versicherern zählt. Die europäischen und deutschen Aufsichtsbehörden werfen in solch einem Fall ein besonders strenges Auge auf das Zielunternehmen.
Bunte Investmentpalette
HNA ist seit einigen Jahren weltweit als Serieninvestor engagiert. Ein großer Teil der Beteiligungen und Übernahmen ging in Hotelketten und den Reisesektor. In Europa hat HNA unter anderem mehrere Flugzeug-Caterer in Frankreich und der Schweiz übernommen. In Deutschland hat das Unternehmen aus Hainan gerade erst die Akquisition des Anteils des Landes Rheinland-Pfalz in Höhe von 82,5% am Regionalflughafen Frankfurt-Hahn abgeschlossen. In Österreich übernahm HNA erst jüngst den Vermögensverwalter C-Quadrat. Anbang hat in Deutschland bisher noch keine M&A-Deal über die Bühne gebracht. Der Versicherungskonzern hatte aber ebenso wie HNA zeitweise Interesse an der angeschlagenen HSH Nordbank gezeigt, legte letztlich aber kein konkretes Angebot vor.
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