Wie die South China Morning Post berichtet, plant die Ant Group, ihre Investment-, Kredit- und Versicherungsplattformen in einer Holding zusammenzufassen. Diese wird dann von Regierungsaufsehern überwacht werden. Die Zeitung beruft sich dabei auf Aussagen von Personen, die an diesem Prozess beteiligt sein sollen, nennt allerdings keine Namen. Dass die Informationen dennoch zutreffen, ist aber sehr wahrscheinlich. Schließlich ist die South China Morning Post seit 2016 Teil der Alibaba Group Holding, der wiederum ein Drittel der Ant Group gehört. Mit einer offiziellen Ankündigung wird ab nächster Woche gerechnet, wenn die Zentralregierung dem Schritt final zugestimmt hat.
Die Bildung der Holding folgt auf schwierige Monate für die Ant Group. Zuerst wurde im vergangenen Herbst in letzter Minute der geplante Börsengang untersagt. Dann verschwand Unternehmensgründer Jack Ma für drei Monate aus der Öffentlichkeit. Hinzu kamen Untersuchungen, ob die Gruppe ihre Marktmacht ausgenutzt habe sowie die Ankündigung der chinesischen Zentralbank, Zahlungsdienstleister in Zukunft mit neuen Regularien strenger zu kontrollieren. Diese Regularien enthalten unter anderem die automatische Einleitung von kartellrechtlichen Untersuchungen. Sie beginnen, sobald ein Anbieter eine marktbeherrschende Stellung einnimmt. Ein Status, den der zur Gruppe gehörende Zahlungsdienst Alipay mit seinen 1 Milliarde Nutzern eindeutig erreicht hat.
Warum die Ant Group nicht an die Börse durfte
Hinter dem gestoppten Börsengang standen offiziell Sorgen, dass die Gruppe aufgrund ihrer schieren Größe die Stabilität des chinesischen Finanzsystems gefährden könnte. Diese Sorgen sind sicher nicht unbegründet, waren aber vielleicht nicht ausschlaggebend. Eine weitere mögliche Erklärung ist, dass durch den Börsengang ausländische Investoren Einfluss auf die Ant Group gewinnen und sie schwerer kontrollierbar machen könnten.
Mit Blick auf die Nachrichten der letzten Wochen und Monate dürfte das Interesse potenzieller Investoren allerdings ohnehin nachgelassen haben. Der Wert der Ant Group ist nach einem Bericht von Bloomberg seit der Ankündigung des Börsengangs im letzten Jahr von 266 Milliarden Euro auf knapp ein Drittel zusammengebrochen. Die neue Holding könnte ein Schritt in die richtige Richtung sein, um das verlorengegangene Vertrauen wiederherzustellen. Gleichzeitig dürften die strengeren Regularien allerdings das Wachstumspotenzial und vor allem die Geschwindigkeit desselben stark begrenzen. Ein Umsatzwachstum von 37 Prozent Jahr über Jahr wie zuletzt vermeldet, dürfte dann nicht mehr möglich sein.
Kontrolle gegen IPO
Mit Gründung der Holding würden die Finanzdienstleistungen der Gruppe Regularien unterliegen, die denen für chinesische Banken weitgehend ähneln. Für die neue Holding würde das unter anderem die Bildung von Rücklagen, die Entwicklung eines wirkungsvollen Risikomanagements und verbessertem Schutz von Kundendaten bedeuten. Hinzu kommt die deutlich strengere Kontrolle durch die Finanzaufsichtsbehörden.
Im Gegenzug genehmigen die Aufsichtsbehörden der Ant Group möglicherweise einen zweiten Anlauf für den weiterhin geplanten Börsengang. Ob und wann dieser stattfinden könnte, wird sich aber erst noch zeigen. Zuerst muss sich der Bericht der South China Morning Post als korrekt erweisen.
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