„Beeindruckend, wie stark man Investoren entgegenkommt“

Standortvorteile: Parteisekretär Chen Qiufa erläutert die Stärken der Industrieprovinz Liaoning.区位优势:陈求发书记介绍工业大省辽宁的优势。

Liaoning wirbt um deutsche Investoren. Die nordostchinesische Provinz mit ihren fast 44 Mio. Einwohnern kann mit zahlreichen Pluspunkten aufwarten: eine moderne Infrastruktur, ein umfassendes Angebot an industriellen Dienstleistungen sowie eine gezielte Förderpolitik für Branchen wie Elektromobilität, Telekommunikation oder Medizintechnik. Auf der Investmentkonferenz am 6. Juni im Münchner Hotel Vierjahreszeiten Kempinski präsentierte eine hochrangige Delegation vor rund 250 Gästen die Vorzüge des Standorts. Seine praktischen Erfahrungen bei Großprojekten vor Ort stellte der Autobauer BMW vor.

In seiner Eröffnungsrede ging Florian von Tucher auf die Gesamtperspektiven der chinesischen Wirtschaftsentwicklung in ein. Der Vorstandsvorsitzende der European Technology Chamber (EUTECC) identifiziert drei Faktoren, die in den kommenden Jahren weiterhin das Wachstum des Riesenreichs antreiben werden: die nach wie vor anhaltende Industrialisierung und Urbanisierung sowie den Aufstieg der der Mittelschicht. Gerade die rasch wachsende Mittelschicht werde in den kommenden Jahren mit ihren steigenden Ansprüchen an Konsum und Lebensqualität die Entwicklungsrichtung des Landes wesentlich bestimmen.

Anknüpfungspunkte für Deutschland

Als traditionelles Zentrum der Schwerindustrie und des Maschinenbaus finden sich viele Anknüpfungspunkte  für deutsche Unternehmen in Liaoning. Dies betonten CHEN Qiufa, Parteisekretär der Provinz Liaoning, und SONG Yanlin, Direktor der Handelsabteilung der Provinz, und verwiesen auf die Zahlen: Mit 5 Mrd. EUR an Warenverkehr ist Deutschland für Liaoning der wichtigste Handelspartner in Europa. Über 450 deutsche Unternehmen haben sich dort niedergelassen, während rund 70 Unternehmen aus der Nordostprovinz hierzulande investiert sind. Die Bedeutung des Partners Deutschlands wird durch ein besonderes Projekt unterstrichen: den Deutsch-Chinesischen Industriepark für Maschinen- und Anlagenbau im Bezirk Tiexi. Dieser wurde vor drei Jahren direkt von der Zentralregierung bewilligt. 60 deutsche Unternehmen sind dort tätig. Der Star darunter ist BMW mit seinen topmodernen und hochgradig automatisierten Produktionsanlagen.

Vorzeigepartner BMW

Welche Bedeutung der chinesische Markt mittlerweile für den bayerischen Autobauer hat, erläuterte Bernd Riedel, der bei BMW für die China-Strategie verantwortlich zeichnet. Von 2,5 Mio. Fahrzeugen, die der Konzern im vergangenen Jahr weltweit absetzte, wurden 670.000 im Reich der Mitte verkauft. Davon wurden wiederum 70% im Land selbst hergestellt. Als die Münchner 1994 ihr erstes chinesisches Büro eröffneten, war dieser Erfolg noch nicht abzusehen. Damals ging es lediglich um den Import von ein paar hundert Fahrzeugen pro Jahr. Den Durchbruch stellte laut Riedel die Gründung des Joint Ventures mit Brilliance im Jahr 2003 dar. Danach ging es steil bergauf. Inzwischen produziert BMW in drei Werken in China, zwei in Shenyang und eines Dandong, alle in der Provinz Liaoning.

Erfolgsfaktoren

Riedel wies auf eine Reihe von Faktoren hin, die für den Erfolg von BMW in China entscheidend sind. An erster Stelle betonte er die Unterstützung die der deutsche Premiumhersteller sowohl von seinem Joint-Ventur-Partner als auch von den lokalen Behörden erfuhr. „Es ist beeindruckend, wie stark man den Investoren entgegenkommt“, erklärte Riedel. Hinzu kommt, dass man an den Produktionsstätten ein solides Netzwerk an Lieferanten aufgebaut hat, die den Qualitätsanforderungen der Bayern entsprechen. Auch findet der Autobauer genügend qualifiziertes Personal vor Ort. BMW beschäftigt in China mittlerweile 19.000 Mitarbeiter. Langfristig entscheidend aber ist für Riedel die strategische Vorreiterrolle, die das Land spielt: Dort werden die neuen Themen mit Blick auf Elektromobilität und vernetztes Fahren gesetzt. Damit wird China nach Ansicht des Chefstrategen künftig die Rolle eines Key-leaders im weltweiten Automarkt einnehmen.

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