„Börsenturbulenzen bringen Schwung in die M&A-Transaktionen“


Werden die Pläne zur Modernisierung der Wirtschaft die chinesische Regierung zu einer noch stärkeren Förderung von Auslandsinvestitionen veranlassen?

Selbstverständlich. Die Internationalisierung des Renminbi, die Gründung der Asian Infrastructure Investment Bank und der BRICS Development Bank sowie die Initiierung des „One Belt, One Road“-Projekts – dies alles ist Ausdruck dafür, dass die chinesische Regierung nicht nur beabsichtigt, Auslandsinvestitionen aktiv zu fördern, sondern dies auch in der Praxis tut. Dies ist gleichfalls eine Komponente der „neuen Normalität“ in den letzten Jahren.

Wie wirkt sich der Strukturwandel in der Industrie hin zur Produktion höherwertigerer Erzeugnisse auf die Outbound-Investitionen aus?

Industrie 4.0 wird gerade zu einem beliebten Schlagwort in der chinesischen Industrie. Anfangs ging es einfach um etwas, das angesagt ist, das man nachahmt.  Im Folgenden wurde das Konzept mit Blick auf den riesigen Bedarf des chinesischen Marktes umgedeutet. Der Trend in nächster Zeit wird darin bestehen, dass chinesische Unternehmen im Ausland Unternehmen aus dem High-End-Spektrum der verarbeitenden Industrie aufkaufen.

Welche Auswirkungen haben die stetig steigende Kosten, insbesondere die Lohnkosten, auf die Investitionen im Ausland?Die Kosten für den Aufkauf ausländischer Unternehmen und die lokalen Betriebskosten werden dadurch relativiert. Es ist abzusehen, dass chinesische Unternehmen, die im Ausland Akquisitionen durchführen und dann vor Ort tätig werden, sich eine noch bessere Position verschaffen können.

Wird Deutschland für chinesische Unternehmen auch künftig ein beliebtes Zielland für Beteiligungen und Akquisitionen bleiben?

Deutsche Unternehmen sind für chinesische Unternehmen nach wie vor ein bewundertes Vorbild. Deren Marken, Technologien, Management und Tüftlergeist sind weltweit einzigartig. Das ist auch nichts, was man mit Geld einfach kaufen könnte. Ich glaube, der Trend, dass chinesische Unternehmen, sich an deutschen Firmen beteiligen bzw. sie aufkaufen und sie vor Ort weiter führen, ist ein langfristiger. Er wird über Jahrzehnte anhalten. Deutsche Unternehmen sind mit schöpferischem Geist gesegnet. Das ist eine Tatsache, die auf langer historischer Erfahrung beruht. Ich persönlich war mehrmals in Deutschland, habe an deutschen M&A-Foren teilgenommen und pflege zudem mit dem Bundesverband Mergers & Acquisitions einen engen Kontakt. Ich bin der Meinung, dass für den Austausch zwischen chinesischen und deutschen Unternehmen ein großer Spielraum vorhanden ist. Chinesische Unternehmer unterschätzen die nachhaltige Innovationskraft Deutschlands und das Zukunftspotenzial von Industrie 4.0. Deutsche Unternehmer unterschätzen gleichfalls den Marktbedarf in China an High-End-Produkten sowie die Begeisterung für eine Zusammenarbeit.

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