ChemChina verlängert sein 43 Mrd. USD schweres öffentliches Übernahmeangebot für Syngenta bis zum 13. September 2016. Damit trägt der chinesische Staatskonzern den Verzögerungen Rechnung, die auf den aufwendigen behördlichen Genehmigungsprozess zurückzuführen sind. Vor allem die Bewertung aus den USA durch CFIUS, dem Regierungskomitee für ausländische Investitionen, lässt auf sich warten. Eine finale Empfehlung durch den Ausschuss wird womöglich erst Ende des Jahres anstehen. ChemChina hat in seiner Mitteilung zu der neuen Annahmefrist signalisiert, nötigenfalls das Angebot auch weiter verlängern zu wollen. Laut der Nachrichtenagentur Bloomberg plant der Chemieriese überdies zur Finanzierung der Transaktion eine Kapitalerhöhung eines seiner Tochterunternehmen in Höhe von 10 Mrd. USD.
Unter Berufung auf Insider berichtet Bloomberg, dass ChemChina zusätzlich zur Kapitalerhöhung noch 15 Mrd. USD an Eigenkapital von Investoren einsammeln wolle. Der Rest der Transaktionssumme soll demnach über Schulden finanziert werden. Bereits im März hat sich der Konzern eine Kreditlinie über 20 Mrd. USD gesichert. Weiter Kredite über knapp 13 Mrd. USD seien im Gespräch.
Unter der Voraussetzung, dass die Pekinger die noch ausstehende Zustimmung durch die CFIUS erhalten, wäre die Übernahme von Syngenta der größte Cross-border-M&A-Deal eines chinesischen Unternehmens überhaupt. ChemChina hatte Anfang Februar ein Angebot von 480 CHF pro Anteilsschein für den Schweizer Saatgut- und Pflanzenschutzmittelspezialisten vorgelegt. Die erste Frist lief bis zum 5. Mai und wurde dann bis zum 18. Juli verlängert. Grund war schon damals die Tatsache, dass der Übernahme weltweit zahlreiche Behörden zustimmen müssen. Trotz des erneuten Aufschubs zeigt sich ChemChina sicher, das Closing des Deals bis Jahresende über die Bühne bringen zu können.
Der Mega-Deal ist nicht nur unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten für ChemChina selbst von Bedeutung. Die Volksrepublik hat ein strategisches Interesse, ihre Agrarwirtschaft modernisieren. So sind nur rund 10% der Fläche des Riesenreichs überhaupt landwirtschaftlich nutzbar. An vielen Stellen sind die Böden ausgelaugt, landwirtschaftliche Nutzflächen gehen häufig für Städtebau und Industrieprojekte verloren. Die Produktion ist zudem häufig noch kleinteilig und ineffizient.
Das Staatsunternehmen ChemChina wurde 2004 in Beijing gegründet. Der Konzern steht unter der Aufsicht der SASAC (State-owned Assets Supervision and Administration Commission). ChemChina ist weltweit in 140 Ländern aktiv und erzielte 2014 einen Gewinn von 244 Mrd. RMB (36 Mrd. EUR). In Europa ist der Konzern bereits mehrfach als Großinvestor aufgetreten: 2015 übernahmen die Pekinger den italienischen Reifenhersteller Pirelli für 7 Mrd. EUR. Anfang dieses Jahres kaufte ChemChina zusammen mit der Private Equity-Gesellschaft AGIC und dem Staatsfonds Guoxin International Investment den Münchner Spritzgussmaschinenhersteller KraussMaffei für 925 Mio. EUR.
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