Der italienische Reifenhersteller Pirelli wird von Chinas größtem Chemiekonzern übernommen. Dies teilte die China National Chemical Corporation (ChemChina) am vergangenen Sonntag mit. In einem ersten Schritt hat sich ChemChina 26,2% der Anteile für knapp 1,9 Mrd. EUR gesichert. Das Paket sei dem Mehrheitseigner Camfin abgekauft worden. Camfin gehört mehrheitlich dem russischen Ölkonzern Rosneft und einer Holding des Pirelli-Chefs Marco Tronchetti Provera. Weitere Aktionäre sind die Banken Intesa Sanpaolo und Unicredit. Die komplette Übernahme wird ChemChina 7,1 Mrd. EUR kosten.
Mit der Übernahme erhält ChemChina Zugang zu Technologie für die Herstellung von Premium-Reifen. Pirelli dagegen profitiert von einer strategisch besseren Positionierung am chinesischen Wachstumsmarkt. Geplant ist nun ein Delisting von der Mailänder Börse, um sich auf die Restrukturierung zu fokussieren. Pirelli will sein Geschäft mit Lkw-Reifen ausgliedern und mit dem chinesischen Hersteller Aeolus fusionieren, einer ChemChina-Tochter.
Pirelli ist der fünftgrößte Reifenhersteller mit 160 Niederlassungen weltweit. Während Pirelli mehr Zugang auf dem größten Automarkt der Welt in China gewinnt, könnte die Kooperation ChemChina neue Chancen auf dem europäischen Markt eröffnen. Der Vorsitzende Ren Jianxin sagte, einen weltweiten Marktführer in der Reifenindustrie schaffen zu wollen.
ChemChina wurde 2004 in Beijing gegründet und ist seither ein SOE (state-owned enterprise). Der Staatskonzern steht unter der Aufsicht der SASAC (State-owned Assets Supervision and Administration Commission). ChemChina ist weltweit in 140 Ländern aktiv und erzielte 2014 einen Gewinn von 244 Mrd. RMB.