China Deutschland – Teil 2: 50 Jahre diplomatische Beziehungen – Ein Überblick

In Teil 2 finden Sie Entwicklungen im deutsch chinesischen Verhältnis für das 21. Jahrhundert: Vom Bau des Transrapids über das Direktinvestitons-Boomjahr 2016 bis hin zur Ablösung Deutschlands als Maschinenbau-Exportweltmeister durch China. Von Georg von Stein

>> Hier gelangen Sie zum ersten Teil „China Deutschland – Teil 1: 50 Jahre diplomatische Beziehungen – Ein Überblick„.

2000

Deutschland und China vereinbaren einen Austausch im Rechtsbereich. Dazu zählt der sogenannte Rechtsstaatsdialog.

Shanghai Transrapid Maglev magnetic levitation train station in China
Shanghai Transrapid Maglev magnetic levitation train station in China © Adobe Stock – Markus Mainka

2001

Deutschland und China unterzeichnen den Vertrag zum Bau des Transrapids. Er legt die 30 Kilometer von Shanghai zum Flughafen Pudong in nur sieben Minuten und 18 Sekunden zurück. China ist Gastland auf der Asien-Pazifik-Woche in Berlin.

2002

Bundeskanzler Gerhard Schröder eröffnet mit Ministerpräsident Zhu Rongji die Transrapid-Strecke in Shanghai.

2003

Deutschland gibt 10 Mio. EUR für die SARS-Bekämpfung in China. Siemens und Dräger spenden Beatmungsgeräte, BASF spendet 100.000 Yuan.

2004

Über 350 Entscheider aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft diskutieren auf dem ersten „Hamburg Summit: China meets Europa“ über den Stand der sino-europäischen Beziehungen. Das Generalkonsulat in Chengdu wird eröffnet.

2005

Das Olympische Vorbereitungskomitee Peking gibt bekannt, dass Adidas offizieller Kooperationspartner bei den Olympischen Spielen 2008 sein wird.

2006

Ein neues Investitionsförderungs- und Investitionsschutzabkommen tritt zwischen Deutschland und China in Kraft.

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http://german.china.org.cn/international/archive/dezhongtongxing/2010-06/30/content_20386592.htm

2007

Die dreijährige Veranstaltungsreihe „Deutschland-China gemeinsam in Bewegung“ zieht durch sechs chinesische Städte und endet 2010 auf der „Expo“ in Shanghai.

2008

Bundeskanzlerin Angela Merkel reist nach Peking, um am Asien-Europa-Treffen ASEM teilzunehmen. Nach Einschätzung von Merkel müssen die asiatischen Länder wie China dringend in die Schaffung einer neuen Finanzarchitektur eingebunden werden. Im National Art Museum of China in Peking wird eine große Gerhard-Richter-Ausstellung gezeigt.

2009

China hat Deutschland als Exportweltmeister überholt. Die Summe der Exporte 2009 betrug insgesamt 1,2 Bio USD (840 Mrd Euro), so die Zahlen der chinesischen Zollbehörde. Für Deutschland hatte der Außenhandelsverband BGA 816 Mrd. Euro an Exporten prognostiziert. 2009 ist China auch Gastland der Frankfurter Buchmesse.

2010

Deutschland nimmt mit einem eigenen Pavillon an der Expo Shanghai teil.

2011

In Berlin finden die ersten deutsch-chinesischen Regierungskonsultationen statt, die danach alle zwei Jahre gehalten werden.

2012

Das „China-Kulturjahr“ bezieht 40 deutsche Städte ein und dauert bis Januar 2014. Das Generalkonsulat in Shenyang wird eröffnet.

2013

Der chinesische Präsident Xi Jinping und Premierminister Li Keqiang besuchen Deutschland.

 

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https://www.bundesregierung.de/breg-de/aktuelles/enge-zusammenarbeit-vertiefen-406638
Foto: Bundesregierung/Bergmann

2014

Der chinesische Film „Bai Ri Yan Huo (Schwarze Kohle, dünnes Eis) gewinnt bei den Berliner Filmfestspielen den Goldenen Bären.

2015

BASF und das chinesische Mineralölunternehmen Sinopec starten ein Joint Venture in Nanjing.

2016

Es kommt zum Höchststand an Übernahmen deutscher Unternehmen durch chinesische Investoren. 2016 investierten Unternehmen aus der Volksrepublik zum ersten Mal mehr Geld in Deutschland als deutsche Unternehmen in China. 2016 ist auch Jahr des deutsch-chinesische Jugendaustauschs.

2017

In China wird die Kunstausstellung „Deutschland 8 – Deutsche Kunst in China“ gezeigt.

2018

In 2017 und 2018 verschärft die Bundesregierung jeweils die Außenwirtschaftsverordnung, um sich bei Übernahmen und Beteiligungen ausländischer Investoren im Inland mehr Befugnisse zu sichern. Vize-Ministerpräsident Liu He spricht beim „8. Hamburg Summit: China meets Europe”.

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Quelle: UNCTAD Data Center: Foreign direct investment: Inward and outward flows and stock, annual, https://unctadstat.unctad.org/wds/TableViewer/tableView.aspx?ReportId=96740 (21.1.2020)

2019

Im Jahr 2019 haben chinesische Unternehmen in Europa 12 Milliarden EUR investiert. Dies sind 33 Prozent weniger als 2018. Die geografische Verteilung der chinesischen Investitionen innerhalb der EU hat sich im vergangenen Jahr spürbar verschoben: Zum ersten Mal seit 2010 war Nordeuropa mit 53 Prozent aller Investitionen Hauptempfänger von chinesischem Kapital und überholte die „Big 3“ (Großbritannien, Deutschland und Frankreich). Großbritannien blieb volumenmäßig der zweitgrößte Empfänger chinesischer Auslandsinvestitionen innerhalb der EU und führte die Liste einzelner Transaktionen an. Während Osteuropa einen leichten Zuwachs von zwei (2018) auf drei Prozent (2019) verzeichnete, sanken die Anteile Südeuropas und der Benelux-Länder auf unter zehn Prozent.

Bundeskanzlerin Angela Merkel besucht China zum zwölften Mal.

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https://merics.org/de/pressemitteilung/chinesische-direktinvestitionen-europa-2019-sinkende-investitionen-engere

2020

China hat 2020 Deutschland als Maschinenbau-Exportweltmeister abgelöst. Gleichzeitig ist China zum fünften Jahr in Folge Deutschlands wichtigster Handelspartner. 2020 kam es bei 11 Unternehmen zu einer Übernahme durch Geldgeber aus China, der niedrigste Wert seit zehn Jahren insbesondere nur ein Viertel der 48 mehrheitlichen oder vollständigen Übernahmen im Jahr 2016. Zwischen 2011 und 2020 haben insgesamt 193 Investoren aus der Volksrepublik in 243 Fällen deutsche Unternehmen zu mindestens 50 Prozent (31 Fälle), mehr als 75 Prozent (39) oder komplett übernommen (173). Die 243 Übernahmefälle betrafen 238 deutsche Unternehmen, denn fünf dieser Unternehmen wurden in der untersuchten Dekade zunächst von einem chinesischen Investor gekauft, dann an einen zweiten weiterverkauft.

Gleichzeitig breitet sich 2020 in China die Corona-Epidemie aus. Am 27. Januar wird der erste Fall in Deutschland nachgewiesen.

2021

China ist im sechsten Jahr in Folge Deutschlands wichtigster Handelspartner. Der Warenimport erreicht den Wert von 142,4 Mrd EUR.

2022

Am 11. Oktober feiern Deutschland und China 50 Jahre diplomatische Beziehungen. Der chinesische Außenminister Wang Yi tauscht sich mit der deutschen Außenministerin Annalena Baerbock per Videogespräch aus. Und sagt: Beide Nationen sollten sich auf den 50. Jahrestag der Aufnahme diplomatischer Beziehungen vorbereiten, hochrangige Dialoge über Strategie, Sicherheit, Finanzen und Kultur fördern und den freundschaftlichen Austausch zwischen den Menschen, den Lokalregierungen und den Jugendlichen sowie in der Bildung und der Kultur verstärken, um das Fundament der Beziehungen zwischen den beiden Ländern zu stärken.

Präsident Xi betont zum Jubiläum, die chinesisch-deutschen Beziehungen hätten in den vergangenen 50 Jahren eine gute Entwicklung auf hohem Niveau durchlaufen. Durch intensive Zusammenarbeit hätten beide Seiten gemeinsames Wachstum erzielen und gegenseitig an Reichtum gewinnen können, vor allem weil man sich gegenseitig respektiert und nach Win-win-Kooperation gestrebt habe. An dieser wertvollen Erfahrung und diesem wichtigem Grundsatz gelte es weiter festzuhalten. China stehe von Anfang an bereit für eine Fortentwicklung seiner Beziehungen zu Deutschland und wünsche sich aus vollem Herzen eine verstärkte Zusammenarbeit mit ihm. Zudem sei man weiterhin fest überzeugt, gemeinsam große und sinnvolle Dinge bewerkstelligen zu können.

Zum Jubiläum hat das Auswärtige Amt den in Deutschland lebenden chinesischen Designer Prof. He Jianping mit dem Entwurf eines Logos beauftragt.

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https://china.diplo.de/cn-de/vertretungen/gk-kanton/-/2511550

Am 13. Oktober 2022 organisieren das Konfuzius-Institut Bonn und die Bonner Akademie für die Lehre Praktischer Politik (BAPP) eine Veranstaltung zum Thema Partnerschaft und Wettbewerb – 50 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen China und Deutschland

von 18:00 – 19:30 Uhr im Bonner Universitätsforum
Redner sind WU Ken (Botschafter der Volksrepublik China), Rudolf Scharping (Bundesminister a.D.; Gründer RSBK Strategie Beratung Kommunikation), Prof. Dr. Doris Fischer (Vizepräsidentin der Universität Würzburg für Internationalisierung; Inhaberin des Lehrstuhls China Business and Economics), Stefan Baron(Journalist und Autor).

Georg von Stein

Dipl.-Kfm. Georg von Stein arbeitet seit 28 Jahren als Journalist. In dieser Zeit hat er Beiträge für die unterschiedlichsten Medien (Wirtschaft, IT, Lifestyle) publiziert und viele Persönlichkeiten der deutschen Wirtschaft und Politik interviewt - Bundespräsidenten, Unternehmer, CEOs. Seit 2004 arbeitet er für den Goingpublic Verlag und als Nachfolger für Stefan Gätzner wirkt er seit 2019 als Chefredakteur der Investment Plattform China Deutschland.