China größter Empfänger von FDI weltweit

Bericht der UNCTAD: China höchster Empfänger von FDI weltweit.
Quelle: Adobe Stock; © Lewis Tse Pui Lung

Der neueste Investment Trends Monitor der United Nations Conference on Trade and Development (UNCTAD) zeigt für das Jahr 2020 einen globalen Rückgang ausländischer Direktinvestitionen (Foreign Direct Investment, kurz FDI). Am stärksten betroffenen waren die Länder in Europa sowie die USA. Im Gegensatz dazu stiegen die FDI in die Volksrepublik China um immerhin 4 Prozent, womit sie die USA als bisherigen FDI-Spitzenreiter ablöst.

Die im Bericht veröffentlichen Zahlen für 2020 sind noch vorläufig, die Ergebnisse aber bereits eindeutig. Insgesamt gingen in der Corona-Pandemie FDI weltweit um 42 Prozent zurück. Das Gesamtvolumen sank von 1,5 Billionen USD (2019) auf geschätzte 859 Milliarden USD. Ein Wert der noch 30 Prozent unter dem Niveau des von der Finanzkrise ausgelösten Einbruchs 2009 liegt.

Der Rückgang betraf mit Cross-border M&A, Greenfield Investitionen und Projektfinanzierungen alle FDI-Sektoren. Auffällig ist, dass die Rückgänge weltweit sehr ungleich verteilt sind. Lateinamerika sah im Schnitt Einbrüche von 37 Prozent, während sie in Afrika (-18 Prozent) und den asiatischen Entwicklungsländer (-4 Prozent) deutlich weniger massiv ausfielen.

Höchste Rückgänge in Europa und den USA

Die am höchsten entwickelten Volkswirtschaften der Welt waren mit Rückgängen von durchschnittlich 69 Prozent mit Abstand am stärksten betroffen. Vor allem in der EU waren die Einbrüche in einigen Ländern derart massiv, dass sie negative FDI-Bilanzen erreichten. So kamen die Niederlande allein auf negative FDI in Höhe von 150 Milliarden USD. Deutschland blieb im Plus, aber der Rückgang betrug immer noch 61 Prozent im Vergleich zu 2019. FDI in das Vereinigte Königreich fielen praktisch auf null. Hier wurden die Folgen der Corona-Pandemie für die Wirtschaft zusätzlich durch die Brexit-Unsicherheit verschärft. In der Summe verzeichnete die EU ein Minus von 4 Milliarden USD.
Auch die USA waren deutlich vom FDI-Rückgang betroffen, wenn auch weniger stark als die europäischen Staaten. Dennoch sind die Zahlen ernüchternd: FDI in die USA haben sich 2020 halbiert und fielen um 49 Prozent auf 134 Milliarden USD.

China im FDI-Plus

Ein moderater Anstieg der FDI um 4 Prozent genügte China unter diesen Bedingungen, um mit 163 Milliarden USD zum weltweit größten Empfänger von Auslandsinvestitionen zu werden. Besonders hoch war das Interesse an High-Tech-Industrien, die einen Zuwachs von 11 Prozent verzeichneten. Spitzenreiter in Prozent war 2020 allerdings nicht China, sondern Indien. Mit FDI-Zuwächsen von 13 Prozent wies die größte Demokratie der Welt 2020 die höchsten Wachstumsraten aus. Dabei muss aber beachtet werden, dass die indische Ausgangsbasis deutlich niedriger ist. In absoluten Zahlen liegt Indien mit FDI von zuletzt 57 Milliarden USD noch weit hinter China und anderen Volkswirtschaften zurück.

Ausblick: FDI 2021

Mit Blick auf das weltweite Wirtschaftswachstum war die UNCTAD zuletzt vorsichtig optimistisch und rechnet bereits 2021 mit einer langsamen Erholung. Dieser Optimismus gilt allerdings nicht für FDI. Investoren werden ihrer Meinung nach weiterhin vorsichtig sein. Besonders das Risiko weiterer Lockdowns, die neu begonnene Projekte abrupt stoppen könnten, würden sie nicht eingehen wollen. Hinzu kämen die langen Vorlaufzeiten größerer Investitionsvorhaben.

Die UNCTAD rechnet daher hier nicht vor 2022 mit einer deutlichen FDI-Erholung. Zusätzlich erwartet sie, dass sich der Fokus weg von Neuinvestitionen und mehr auf Cross-border M&A verlagern wird. Dieser Trend konnte schon 2020 beobachtet werden, als in der zweiten Jahreshälfte bereits wieder Übernahmen vermeldet wurden. Besonders stark war die Aktivität in den Technologie- und Medizinsektoren, die weniger stark von der Corona-Pandemie betroffen sind als die Industrie. Diese Aktivitäten dürften sich 2021 noch weiter verstärken, wenn Unternehmen die aktuell niedrigen Kreditzinsen nutzen, um mithilfe der Übernahme von Mitbewerbern neue Märkte zu erschließen, oder kleinere Konkurrenten aufzukaufen.

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