März. Knapp drei Monate ist Donald Trump (erneut) im Amt. Und es wiederholt sich, was wir bereits bei seiner ersten Amtszeit erlebt haben.
Scheinbar wahllos werden Handelspartner mit Zöllen belegt, um ‚Amerika wieder groß zu machen‘. Antworten der von Washington Gemaßregelten bleiben nicht aus. Ein Wort gibt das andere. Eskalation. Handelskriege. Also alles wie gehabt? Oder doch nicht?
Zu Zeiten von Trump 1.0, wir erinnern uns, war China eines der ersten Ziele. Europa, nicht wahr haben wollend, dass es kurz über lang ebenfalls ins Visier der Trumpschen Strafmaßnahmen genommen werde, hatte damals noch großspurig erklärt, China solle sich beugen. An den Vorwürfen sei etwas dran. Auch Europa leide unter den unfairen Handelspraktiken am anderen Ende des eurasischen Kontinents. Geholfen hat es den Europäern nicht. Der lachende Dritte waren sie nur kurze Zeit.
Das hat sie nicht gehindert, in der Zwischen-Trump-Zeit an ihrem Kurs gegenüber China festzuhalten. Ihn noch zu perfektionieren. Statt nach gemeinsamen Interessen zu suchen, um die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern, wurden Strategien erarbeitet, die es schwer machten, an den Willen zur Kooperation zu glauben. Aus ‚Partnern‘ wurden ‚Rivalen‘, wobei ‚Wettbewerber‘ der treffendere Begriff wäre.
Positiver besetzt. In die Zukunft weisend. Denn Fortschritt, das ist eine Binse, wird vor allem im Wettbewerb erreicht, der antreibt, der beide Seiten voranbringt und voneinander profitieren lässt. Voraussetzung wäre allerdings zu akzeptieren, dass technologischer Fortschritt nicht per se ein Privileg der westlichen Welt ist. Voraussetzung wäre zudem die Bereitschaft, von der östlichen Welt zu lernen, wo es angebracht ist. Denn Einbahnstraßen können schnell auch zu Sackgassen werden.
Die große Frage ist, welche Lehren in Europa aus Trump 1.0 gezogen wurden und ob nun unter Trump 2.0 auf einen anderen Ansatz gesetzt wird. Wohl niemand mit klarem Verstand wird angenommen haben, dass in Washington nicht fortgesetzt wird, was vor vier Jahren unvollendet blieb. Ausnahmen gibt es keine. Die Zoll-Schläge treffen alle. Freund und Feind, wie es so schön heißt. Und das nahezu gleichzeitig.

Wird dies zu einem Umdenken in Europa führen? In Deutschland? Zu hoffen ist es. Gemeinsam mit China Antworten zu suchen, anstatt sich weiter zu behindern, um auf der anderen Seite des Atlantiks (erfolglos) zu punkten, ist allemal klüger. Zum einjährigen Jubiläum der Verabschiedung der deutschen China-Strategie ließ eine Diskussionsrunde im Berliner Merics-Institut wenig Raum für Hoffnung auf ein Neudenken in der Politik. Die politischen Architekten der Strategie sind zwar abgewählt, aber auch in den Reihen derjenigen, die demnächst das Ruder übernehmen werden, gibt es Widerstand gegen ein Zurück zu alten Banden.
Am Ende geht es auch gar nicht darum. Die Welt hat sich weitergedreht. Es müssen also neue Ansätze für den Ausbau der Zusammenarbeit her. Nicht nur im Interesse der Unternehmen und des technischen Fortschritts, sondern auch im Interesse globaler Sicherheit und des Friedens. Selbst wenn in China der dritte oder vierte Aufguss des Tees als der schmackhaftere gilt, brauchen wir für die bilateralen Beziehungen keinen neuen ‚Aufguss‘ des Alten, sondern Ideen für einen Neuanfang mit einer höheren Qualität.

Kein Zurück zum Alten, sondern ein Vorwärts zu Neuem. Es scheint, in Europa wächst der Wille dazu. Und auch Deutschland wird es sich nicht leisten können, abseits zu stehen. Zerstört wurde viel in den vergangenen vier Jahren. Es zu kitten, ist sicherlich nicht einfach – aber mehr als notwendig.
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Peter Tichauer
Peter Tichauer ist ein ausgewiesener China-Experte. Nachdem er mehr als 20 Jahre das Wirtschaftsmagazin ChinaContact aufgebaut und als Chefredakteur geleitet hat, lebt und arbeitet er seit 2018 in der ostchinesischen Küstenmetropole Qingdao.