Chinas Antwort auf erhöhte Solarenergienachfrage

Solar Panels

Aufgrund der hohen Gas- und Ölpreise hat sich die Nachfrage nach Solar- und Windenergiemodulen auf dem europäischen Markt erhöht. Insbesondere bei den chinesischen Herstellern führt sie zu einem Auftragsschub bei Solarmodulen. Zolldaten zufolge sind Chinas Exporte von Solarkomponenten nach Europa im ersten Quartal auf ein Produktionsvolumen von 16,7 GW gestiegen, eine Steigerung um 145 Prozent verglichen mit den 6,8 GW in Q1 2021. VON GEORG VON STEIN

In den ersten fünf Monaten kam es sogar zu einer Steigerung auf 34 GW und damit 129 Prozent mehr als im Vorjahr. Jiang Yali, Solaranalyst bei Bloomberg NEF meint gegenüber China Daily dazu: „Derzeit kommen mehr als 90 Prozent des Angebots an Solarkomponenten in Europa aus China, was zu einem stetig steigenden Export chinesischer Solarkomponenten führt, obwohl auch die Rohstoffkosten gestiegen sind“.

Quelle: https://iea.blob.core.windows.net/assets/4eedd256-b3db-4bc6-b5aa-2711ddfc1f90/SpecialReportonSolarPVGlobalSupplyChains.pdf – Seite 13

Auch einem Bericht der Internationalen Energieagentur (IEA) zufolge beträgt der Anteil Chinas an allen Fertigungsstufen der Produktion inzwischen über 80 Prozent. Man habe dort in den letzten zehn Jahren 48,6 Mrd EUR (50 Mrd.USD) in Photovoltaik-Produktionskapazitäten investiert, was etwa zehnmal so viel ist wie in Europa.

Quelle: https://iea.blob.core.windows.net/assets/4eedd256-b3db-4bc6-b5aa-2711ddfc1f90/SpecialReportonSolarPVGlobalSupplyChains.pdf – Seite 17

Aktuell beziffern sich die in Europa eigenen Produktionskapazitäten sehr gering, man muss sich kurz- bis mittelfristig auf China verlassen. Chinesische Unternehmen dominieren dabei seit langem die Solarherstellung. Fast die Hälfte des wichtigsten Solarzellen-Rohstoffs Polysilizium stammt aus der chinesischen Region Xinjiang, bei der die EU allerdings wegen des Uiguren-Themas und Menschenrechtsverstößen über Handelssanktionen nachdenkt.

Niedrigere Herstellungskosten

In einigen Stufen der Lieferkette dürfte fast die gesamte globale Produktion aus China kommen. Laut Bloomberg NEF entfielen 2021 fast 40 Prozent von Chinas Solarexporten auf Europa. Ein Hauptgrund dafür dürfte in den Herstellungskosten von Solaranlagen in China liegen. Laut der International Renewable Energy Agency liegen sie etwa 35 Prozent niedriger als in Europa, 20 Prozent niedriger als in den USA und 10 Prozent niedriger als in Indien.

Quelle: https://iea.blob.core.windows.net/assets/4eedd256-b3db-4bc6-b5aa-2711ddfc1f90/SpecialReportonSolarPVGlobalSupplyChains.pdf – Seite 19

Bei Morgan Stanley schätzt man denn auch, dass Europas drastisch gestiegene Nachfrage nach Solarenergie gar zu einem 15-prozentigen Anstieg der gesamten chinesischen Solarexporte über den Rest des Jahrzehnts führen könnte, da die anvisierte Zunahme der Solarkapazität in Europa fast doppelt so hoch ist wie erwartet. Im Mai hatte denn auch die Europäischen Kommission mit dem REPowerEU-Plan angekündigt, die Kapazitäten bei Wind- und Solarenergieanlagen hochzufahren. Man will die Photovoltaikkapazität bis 2025 auf 320 Gigawatt verdoppeln und bis 2030 dann 600 GW installieren.

Um die Ziele beim Umstieg von fossilen auf erneuerbare Energieträger zu erreichen, müsste die Produktionskapazität für Solarpaneele bis 2030 verdoppelt werden, rechnet man bei der IEA vor. Wenn aber auch andere Weltregionen als China massiv investieren und so die Lieferketten breiter aufstellen, könnte das auch eine weltweite Chance sein.

 

Georg von Stein

Dipl.-Kfm. Georg von Stein arbeitet seit 28 Jahren als Journalist. In dieser Zeit hat er Beiträge für die unterschiedlichsten Medien (Wirtschaft, IT, Lifestyle) publiziert und viele Persönlichkeiten der deutschen Wirtschaft und Politik interviewt - Bundespräsidenten, Unternehmer, CEOs. Seit 2004 arbeitet er für den Goingpublic Verlag und als Nachfolger für Stefan Gätzner wirkt er seit 2019 als Chefredakteur der Investment Plattform China Deutschland.