Alec Jin, Investment Director, Asian Equities bei abrdn, kommentiert die Ergebnisse des Parteitags in China wie folgt:
„Insgesamt Kontinuität in der Wirtschaftspolitik: In der Rede gab es mehrere Vorstöße in Richtung des Privatsektors. Der Status quo in der Wirtschaft, das Gleichgewicht zwischen staatlichen und privaten Unternehmen, wird beibehalten, ebenso wie die Rolle der Märkte, die bei der Ressourcenallokation eine entscheidende Rolle spielen. Insgesamt deuten die Botschaften auf eine allgemeine Verringerung des unmittelbaren kurzfristigen Regulierungsdrucks hin.
Unterstützende Industriepolitik: Xi Jinping rief in seiner Rede auch zu „größerer Eigenständigkeit und Stärke in Wissenschaft und Technologie“ auf. Damit unterstrich er einen wirtschaftspolitischen Mix, bei dem Wirtschaft und Wachstum nach wie vor an erster Stelle stehen, aber Sicherheit, Gleichberechtigung und Autarkie einen höheren Stellenwert erhalten. In diesem Zusammenhang sehen wir, dass das Streben nach Autarkie und lokale Produktion an Bedeutung gewinnt, was die Investitionen in Bereiche wie erneuerbare Energien und inländische Halbleiter beschleunigen dürfte.
Nachhaltigkeit: Dieses Thema steht im Einklang mit der Regierungspolitik zur Dekarbonisierung und zum Netto-Null-Emissionsausstoß bis 2060. China dominiert die weltweiten Produktionskapazitäten für erneuerbare Energien und Speichermedien mit einem Anteil von 90 % an der Solarenergie und 75 % an der Batteriekapazität. Die Dekarbonisierung der Volkswirtschaften erfordert enorme Investitionen in erneuerbare Energien und Speicher, wovon China in erster Linie profitieren wird. Auch andere Industriezweige müssen ihren Teil zur Dekarbonisierung beitragen, weshalb wir größere Investitionen in die Modernisierung von Maschinen und die Steigerung der Energieeffizienz erwarten. Wir bevorzugen Hersteller von Solarwafern, Komponentenhersteller, Hersteller von Batterien und verwandte Komponenten, automatisierungsbezogene Firmen und Unternehmen, die sich auf die Modernisierung von Stromnetzen für eine Zukunft mit erneuerbaren Energien konzentrieren.
Immobiliensektor: Wir glauben, dass die Regierung den Sektor weiterhin stabilisiert und unterstützt. Beachtenswert ist, dass die Maßnahmen eher lokal und gezielt sind und wir noch keine umfassende und breit angelegte Unterstützung für den gesamten Sektor gesehen haben.
Null-Covid und wirtschaftliche Wiederbelebung: Die Null-Covid-Politik bleibt zwar bestehen, aber die Möglichkeit, die Covid-Quarantänezeit für Besucher zu verkürzen, ist derzeit noch in aller Munde. Wir gehen davon aus, dass die Covid-Beschränkungen allmählich gelockert werden, was jedoch auch vom Fortschritt der Impfungen abhängt. Derzeit scheint die Zahl der Fälle unter Kontrolle zu sein, und es gibt weniger Schließungen. Die Aussichten Chinas für 2023 hängen stark davon ab, ob sich die Wirtschaft öffnet und die Verbraucherausgaben und die Inlandsnachfrage dadurch angekurbelt werden.
Wachstum im dritten Quartal 2022: Das BIP wuchs im dritten Quartal um 3,9 % gegenüber dem Vorjahr und übertraf damit die Markterwartung von 3,4 %. Die Industrieproduktion stieg ebenfalls um 6,3 % und lag damit deutlich über dem Marktkonsens von 4,5 %.
Kurzfristiger Ausblick: Wir sind nach wie vor vorsichtig und beobachten auch die Entwicklungen in Bezug auf die jüngsten US-Exportverbote für die chinesische Halbleiterindustrie, die sich auf die Halbleiterlieferkette auswirken könnten. Wir wünschen uns mehr Klarheit über die jüngsten Vorschriften und deren Anwendung und Auslegung.
Alec Jin
Alec Jin, Investment Director, Asian Equities bei abrdn.