Die derzeitige Berichterstattung über die wirtschaftliche Lage in China ist weitaus negativer als die Situation vor Ort selbst. Das betont Felix Lee, Chinakorrespondent von Zeit Online, TAZ und der NZZ Mediengruppe auf dem Bayerisch-Chinesischen Frühlingsfest. Der Keynote-Speaker der jährlichen Veranstaltung des Chinaforum Bayern warnt vor Panikmache und rückt die Abkühlung der Konjunktur in die Gesamtperspektive der Entwicklung des Landes. Nach über zwanzig Jahren zweistelligen Wachstums sind – teils schmerzhafte – Anpassungsprozesse des Wirtschaftsmodells unvermeidlich geworden. Dieser Ansicht schlossen sich auch die Teilnehmer der darauf folgenden Panel-Diskussion an.
Am 3. März 2016 feierten rund 600 Gäste aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft Bayerns und Chinas unter der Schirmherrschaft der bayerischen Wirtschaftsministerin Ilse Aigner den Beginn des Affenjahres in München. Eingebettet in einen fesselnden Showteil und ein buntes Rahmenprogrammmit mit folkloristischen Darbietungen aus dem Freistaat und dem Reich der Mitte kamen aktuelle ökonomische Fragen im zentralen Teil des Events zur Sprache. Felix Lee führte dem Publikum in seinem Vortrag ganz plastisch vor Augen, wie weit westliche Berichterstattung und die Realität vor Ort oft auseinanderklaffen. „In letzter Zeit erhalte ich immer wieder Anfragen, das Elend, das sich seit dem Absturz in China breitmacht, zu beschreiben. Ich schaue dann aus dem Fenster, sehe viele Baustellen, glitzernde Hochhäuser sowie Mittelklasse- und Oberklassewagen, und denke: Natürlich findet sich irgendwo in der 20 Millionen-Metropole Beijing auch Armut. Doch das spiegelt nicht wirklich die derzeitige Situation Chinas wider“, führt der Chinakorrespondent aus. Er sieht daher insgesamt keinen Grund zum Pessimismus. „Die Chinastory geht weiter“, so Lee. Auch für Chinas Investitionen im Ausland stehen seiner Meinung nach die Ampeln auf Grün: „Chinas weltweite Einkaufstour hat gerade erst begonnen.“
Auch in der Podiumsdiskussion des Abends mit Vertretern des bayerischen Wirtschaftsministeriums, der Landeshauptstadt München, Invest in Bavaria, dem Chinesischen Generalkonsulat, dem Chinaforum Bayern und dem Hauptsponsor Huawei wurde deutlich, dass China ein wichtiger Wirtschaftspartner Deutschland und Bayerns ist und auch bleiben wird. Ministerialrat Ulrich Konstantin Rieger bewertete aus Sicht des Wirtschaftsministeriums des Freistaats die chinesischen Investitionen positiv und sprach von „Outbound als Win Win“ für deutsche und chinesische Unternehmen. Besonders deutlich wurde dieser Aspekt, als Walter Haas, CTO von Huawei Technologies Deutschland, das Commitment des chinesischen Technikkonzerns in Deutschland erläuterte. Das Unternehmen investiert in München massiv in Forschung und Entwicklung. Ein Schwerpunkt hierbei ist die 5G-Mobilfunktechnologie. Sie wird nicht nur in Zukunft von Anwendungen und Multimediainhalten für mobile Endgeräte der Verbraucher neu bestimmen sondern vor allem auch im Bereich der Produktion die Vernetzung von Maschinen in einem viel größerem Umfang ermöglichen. Dadurch wird das Thema Industrie 4.0 in eine völlig neue Dimension vorstoßen.
Der Höhepunkt des Abends im Unterhaltungsprogramm war neben zwei Breakdance-Darbietungen der Dancefloor Destruction Crew das Kurzkonzert der chinesischen Band Nova Heart. Mit ihrer Mischung aus achtziger Jahre New Wave, Dancefloor Music und Independent Rock strahlen die Musiker um Sängerin Helen Feng mittlerweile weit über Ihre Heimat hinaus und sorgen international ebenfalls für Furore. Auch das Publikum in der Alten Kongresshalle in München war von dem Auftritt begeistert.
Das „Bayerisch-Chinesische Frühlingsfest“ fand 2016 bereits zum fünften Mal statt. Veranstaltet wird das Frühlingsfest vom Chinaforum Bayern e.V. in Kooperation mit dem Bayerischen Wirtschaftsministerium, der Landeshauptstadt München, Invest in Bavaria und dem Chinesischen Generalkonsulat in München.
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