Die deutschen Unternehmen in China bewerten die aktuelle Situation optimistischer als noch 2016. Für das kommende Jahr rechnen sie mit einer positiven Entwicklung der chinesischen Wirtschaft. Das geht aus der jährlichen Umfrage der Deutschen Handelskammer in China hervor. Fast zwei Drittel der befragten Unternehmen gehen davon aus, im laufenden Jahr ihre Geschäftsziele zu erreichen oder sogar zu übertreffen. 75% der Unternehmen prognostizieren für 2018 weitere Umsatzsteigerungen. China zählt für die Deutschen trotz etwas nachlassender Bedeutung nach wie vor zu den drei Top-Märkten der Welt. In Bezug auf neue Investitionen sind die deutschen Unternehmen allerdings zögerlich. Als größte Herausforderungen im China-Geschäft werden wie schon in den Vorjahren das langsame und beschränkte Internet, unzureichende Rechtssicherheit, fehlende Fachkräfte und der steigender Wettbewerb genannt.
Die langsame Geschwindigkeit und die Beschränkungen bei der grenzüberschreitenden Nutzung des Internets bereiten den deutschen Unternehmen zunehmend Schwierigkeiten. Zwei Drittel der Befragten bewerten dies als unternehmerische Hürden – ein sprunghafter Anstieg im Vergleich zu den Vorjahren. Auch die teilweise noch unklaren Auswirkungen des in diesem Jahr verabschiedeten chinesischen Cybersecurity-Gesetzes werden als problematisch angesehen. Für die Mehrheit der deutschen Investoren in China stellen wie schon in den Jahren zuvor das Rekrutieren und Halten von qualifizierten Fachkräften sowie steigende Personalkosten große Herausforderungen dar. Etwa die Hälfte der Umfrageteilnehmer sah sich zudem im ablaufenden Jahr mit rechtlichen und regulatorischen Hindernissen konfrontiert. Problematisch waren vor allem Zollangelegenheiten, grenzüberschreitende Kapitalverkehrskontrollen, die Lizensierung von Produkten und Dienstleistungen, der Schutz geistigen Eigentums sowie der Marktzugang.
Zurückhaltung bei Investitionen
Die deutschen Unternehmen halten sich mit Investitionen an neuen Standorten in China weiterhin zurück. Zwar plant rund ein Viertel der Unternehmen innerhalb der nächsten zwei Jahre Neuinvestitionen, jedoch wollen erstmalig mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen vorerst nicht an anderen Standorten in China investieren. Als Gründe für diese zögerliche Investitionstätigkeit nennen ein Viertel der Unternehmen die vorherrschende Rechtsunsicherheit und unklare rechtliche Rahmenbedingungen.
Reformen ohne Wirkung
Die chinesischen Wirtschaftsreformen der letzten Jahre werden von den deutschen Unternehmen zwar tendenziell positiv wahrgenommen. Die Mehrheit der Befragten gibt jedoch auch an, in dieser Zeit keine spürbaren Effekte auf die eigene Geschäftstätigkeit erfahren zu haben. Mehr als die Hälfte ist außerdem skeptisch, ob die chinesische Regierung ihre Zusagen bezüglich einer weiteren Marktöffnung tatsächlich umsetzen wird. Zum Punkt One-Belt-One Road-Initiative (OBOR) und deren Auswirkungen auf das eigene Geschäft, äußert sich mehr als ein Drittel der Unternehmen positiv. 30% der Umfrageteilnehmer sind bereits in Projekten aktiv oder bereiten sich derzeit auf eine Beteiligung vor. Unternehmen, die sich bisher nicht bei OBOR engagieren, nennen den Mangel an geeigneten Projekten sowie unzureichende Informationen als Gründe.
An der diesjährigen Geschäftsklima-Umfrage der Deutschen Handelskammer in China nahmen zwischen dem 21. August und 29. September insgesamt 423 deutsche Unternehmen in China teil.
Den Bericht zur Umfrage können Sie hier herunterladen.
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