Großes Interesse an der Forschung zu Familienunternehmen
Prof. Toshio Goto von der Japan University of Economics hat den Einfluss der drei vorherrschenden Religionen in Japan (Shintoismus, Buddhismus und Konfuzianismus) auf die Tradition der Unternehmensweitergabe an die nächste Generation hervorgehoben. In Japan finden sich eine Vielzahl der ältesten Familienunternehmen der Welt, und mit Herrn Kikuchi war einer ihrer Vertreter in Ningbo vor Ort. Da der Buddhismus und der Konfuzianismus vor mehr als 1.500 Jahren von China nach Japan kamen, sieht Prof. Goto ähnliche grundlegende Werte, die ein langfristiges Bestehen von Familienunternehmen ermöglichen können.
Beobachtungen, dass in Familienunternehmen u.a. Tendenzen zu schwachen Governance-Systemen und Bestrebungen der Steuervermeidung existieren, hat Prof. Morten Bennedsen von Insead (Frankreich) offengelegt. Diesen Herausforderungen müssten sich Familienunternehmen stellen, um als Treiber guten Unternehmertums zu agieren und ihre langfristigen Visionen umzusetzen. Prof. Chen Ling von der Zhejiang University (China) hat rund sechs Jahre in Deutschland gelebt und zu Familienunternehmen geforscht. Er gab dem Publikum Einblicke in das deutsche Wirtschaftssystem und wies auf Gemeinsamkeiten sowie Unterschiede zum chinesischen hin. Auf seine und auf Frau Birgit Subergs (International Business School Suzhou) Einladung kamen auch deutsche Forscher, Politiker und Berater nach Ningbo. Mit Herrn Alexander Kulitz war ein Abgeordneter des deutschen Bundestages nach Ningbo gereist. Er beleuchtete den Vergleich zwischen chinesischen und deutschen Handelsstrukturen.
Strategische Transaktionen im Fokus
Einen Einblick in die Besonderheiten von Unternehmenstransaktionen zwischen Deutschland und China konnte Herr Carsten Klante, Partner und Managing Director von Plumbohm & Co., aufgrund seiner langjährigen Beratungstätigkeit geben. Trotz des Rückgangs des Volumens von Unternehmensübernahmen werde es in den kommenden Jahren insbesondere strategische Transaktionen geben. Prof. Dr. Johannes Bähr von der Goethe-Universität Frankfurt, Mitautor zahlreicher Veröffentlichungen zur Geschichte deutscher Unternehmen, hat die Besonderheiten deutscher Großkonzerne sowie deren Entwicklung seit der Gründung anhand von BMW, Bosch und Siemens beleuchtet.
Aktuelle Ergebnisse der wissenschaftlichen Forschung zu deutschen Familienunternehmen haben Hon.-Prof. Dr. Hermut Kormann und Dr. Laura Seibold, Co-Autorin dieses Berichts, vorgetragen, deren Schwerpunkte auf Wachstumsstrategien, Governance und Nachfolgeplanung lagen. Ihre anschließende Diskussion mit Herrn Wellendorff und Herrn Cheng hat verdeutlicht, dass der Austausch von Erfahrungen internationaler unternehmerischer Aktivitäten sowie internationaler Forschung Stabilität und Orientierung für chinesische und deutsche Familienunternehmen bieten kann. Ein Ziel ist es, Konstanz und somit Langlebigkeit des Unternehmens zu erreichen. Gleichzeitig aber auch die notwendigen Veränderungen anzugehen, um auf die aktuellen und anstehenden wirtschaftlichen sowie politischen Herausforderungen reagieren zu können. Ganz in diesem Sinne der Konstanz steht mit Peking auch bereits der nächste Austragungsort für das China Family Heritage Forum 2020 fest.
Erstveröffentlichung in der Ausgabe 1-2020 des Magazins „FuS – Zeitschrift für Familienunternehmen und Strategie“
Dr. des. Laura Seibold
Dr. des. Laura Seibold promovierte zum Thema Wachstum von Familienunternehmen an der Zeppelin Universität in Friedrichshafen. Sie stammt selbst aus einer deutschen Unternehmerfamilie und ist als Strategieberaterin tätig. Zusammen mit dem Co-Autor Maximilian Lantelme veröffentlichte Sie bereits ein Sammelwerk über deutsche Familienunternehmen.
Maximilian Lantelme
Maximilian Lantelme studierte Corporate Management & Economics an der Zeppelin Universität in Friedrichshafen und ist derzeit Strategieberater im Bereich Mergers & Acquisitions bei einer internationalen Unternehmensberatung. Ab März 2020 beginnt er seine Doktorarbeit mit dem Schwerpunkt der Wachstumshistorien von Familienunternehmen.
Dieser Post ist auch verfügbar auf: Vereinfachtes Chinesisch