Im aktuellen „Kiel Focus“ des ifw Kiel analysieren die Autoren die Auswirkungen des neuen Fünfjahresplans auf das Verhältnis von China und Deutschland. Unter anderem erwarten Sie mehr Übernahmen deutscher Unternehmen aus China.
Dr. Wan-Hsin Liu und Frank Bickenbach vom ifw Kiel rechnen damit, dass es für Unternehmen aus Deutschland und Europa in Zukunft schwieriger werden dürfte, in China erfolgreich zu sein. Hintergrund ist der kürzlich beschlossene 14. Fünfjahresplan. Er sieht vor, die Eigenständigkeit und Innovationsfähigkeit chinesischer Unternehmen zu stärken. So will die chinesische Regierung die bestehende Abhängigkeit von ausländischen Anbietern reduzieren.
„Chinas Ziele sind nicht neu, werden aber jetzt mit mehr Nachdruck verfolgt. Vereinfacht gesagt sollen chinesische Unternehmen in Zukunft in der Lage sein, technologisch auf dem neuesten Stand zu produzieren und verstärkt selbst entscheidende technologische Innovationen hervorbringen. Chinesische Konsumenten sollen sich diese Produkte dann auch leisten können“, so Dr. Liu.
Übernahmen deutscher Unternehmen aus China werden zunehmen
Kurzfristig betrachtet gehen die Autoren davon aus, dass die Stärkung der chinesischen Binnennachfrage auch für ausländischen Unternehmen von Vorteil sein dürfte. Mittelfristig erwarten Sie aber, dass sich die Absatzchancen zunehmend verschlechtern werden. Das dürfte spätestens dann der Fall sein, wenn einheimische Unternehmen in China technologisch und qualitativ mit westlichen Unternehmen gleichziehen. Exporteure aus Deutschland und der EU sowie ausländische Unternehmen vor Ort könnten dann noch stärker als bisher benachteiligt werden. Besonders, wenn dies den Entwicklungszielen der chinesischen Regierung nützt.
Bisher ist China aber weiterhin auf den Transfer von Wissen und Technologie aus dem Ausland angewiesen, um seine Ziele zu erreichen. Denn die einheimischen Unternehmen sind nach wie vor in vielen Technologiefeldern weit von der angestrebten Technologieführerschaft entfernt.
Deshalb gehen die Ifw Kiel-Experten davon aus, dass die Volksrepublik nicht nur weiter um ausländische Unternehmen und Talente werben wird. Sie erwarten auch, dass China verstärkt Übernahmen führender ausländischer Unternehmen in wissens- und technologieintensiven Branchen plant. Deutschland und Europa müssten daher in Zukunft wieder mit einem Anstieg solcher Firmenübernahmen rechnen.
Dr. Liu geht außerdem davon aus, dass öfter als in der Vergangenheit, Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten oder auch Produktion dann von den europäischen Standorten nach China verlagert werden.
Die Autoren raten dennoch der EU davon ab, mit einer stärkeren Abschottung gegenüber China zu reagieren. Auch sollten sie Firmenübernahmen nicht noch weiter erschweren. Vielmehr wäre es vorteilhaft, das kürzlich geschlossene CAI-Investitionsabkommen zu ratifizieren. Schließlich verpflichtet sich China darin zur Marktöffnung und fairen Behandlung ausländischer Unternehmen. Diese Zusagen könnte die EU dann überwachen und einfordern. Gleichzeitig müsse die EU aber auch die Innovationsfähigkeit ihrer eigenen Unternehmen stärken. Dazu seien etwa Investitionen in Bildung, Grundlagenforschung und moderne Infrastruktur nötig, so die Autoren.
Dieser Post ist auch verfügbar auf: Vereinfachtes Chinesisch