Ningbo Jifeng hält mittlerweile 15,07% an dem Automobilzulieferer Grammer AG. Kurz vor der Hauptversammlung am 24. Mai wurde bekannt, dass das Unternehmen aus der südostchinesischen Provinz Zhejiang nach der Umwandlung einer Pflichtwandelanleihe seinen Anteil durch Zukäufe an der Börse weiter erhöht hat. Damit stärkt Jifeng seine strategische Partnerschaft mit dem Amberger Sitzhersteller und seine Position als zweitgrößter Aktionär. Hauptanteilseigner ist die bosnische Unternehmerfamilie Hastor. Sie hält über die Halog GmbH und Cascade International Investment knapp 19,2% an dem Mittelständler. Auf der Hauptversammlung scheiterten Nijaz Hastor und seine Söhne mit dem Versuch die Kontrolle über das Unternehmen zu übernehmen.
Die Mehrheit der Grammer Aktionäre, darunter die Vertreter von Jifeng, lehnten den Antrag der Familie Hastor auf einen Austausch des gesamten Grammer-Vorstands sowie einer Neubesetzung des Aufsichtsrats ab. Die Hauptversammlung verlief turbulent. Vertreter von Hastor gingen über die schon zuvor bereits geäußerte Kritik an der angeblich zu niedrigen Rentabilität des Unternehmens hinaus und warfen dem Vorstand Untreue und Verrat von Geschäftsgeheimnissen vor. Die Bosnier hatten 2015 mit einer Reihe von Übernahmen deutscher Autozulieferer für Aufregung gesorgt. Vergangenes Jahr eskalierte ein Streit mit dem Volkswagen und zog Produktionsausfälle beim größten deutschen Automobilkonzern nach sich. Laut Medienberichten werden daher die Versuche von Nijaz Hastor und seiner Familie, die Kontrolle über Grammer zu erlangen, in der deutschen Automobilbranche mit Argwohn betrachtet. Die Abfuhr für die Bosnier auf der Hauptversammlung stellt für Grammer einen wichtigen Etappensieg dar bei der Behauptung der Unabhängigkeit dar.
Seit Februar sind Grammer und Ningbo Jifeng strategische Partner. Für den Einstieg mithilfe einer Pflichtwandelanleihe über 9,2% der Unternehmensanteile legten die Chinesen 60 Mio. EUR auf den Tisch. Die weiteren Zukäufe am Aktienmarkt dürften Jifeng schätzungsweise 45 Mio. EUR gekostet haben. Beide Partner sind im Bereich Sitze und Fahrzeuginnenausstattung tätig und planen die Zusammenarbeit in Asien und insbesondere China auszubauen. Grammer erzielte im vergangenen Jahr mit 12.000 Mitarbeitern bei einem Umsatz von fast 1,7 Mrd EUR ein Vorsteuerergebnis (EBIT) von 73 Mio. EUR. Die Marktkapitalisierung liegt bei rund 635 Mio. EUR, die des Partners Jifeng bei umgerechnet etwa 1 Mrd. EUR.
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