Im Abwehrkampf gegen die Investorengruppe der Familie Hastor kann die Grammer AG einen Punktsieg für sich verbuchen. Der chinesische Partner Ningbo Jifeng hat seinen Anteil am bayerischen Automobilzulieferer Grammer nochmals von 20,01% auf 25,51% erhöht. Hierfür dürften die Chinesen schätzungsweise weitere 35 Mio. EUR investiert haben. Damit hält Jifeng jetzt eine Sperrminorität und kann künftige Kontrollversuche von Hastor blockieren. Der Konflikt mit der bosnischen Investorenfamilie zeigt bereits negative Auswirkungen auf den Auftragsbestand und das zu erwartende Ergebnis von Grammer.
Über die Vehikel Halog und Cascade International halten die Bosnier rund 20% an dem Amberger Unternehmen. Die Hastors wollten Grammer-Vorstand Hartmut Müller bei der Hauptversammlung im Mai absetzen und den Aufsichtsrat neu besetzen, scheiterten aber mit ihren Anträgen. Die Investorengruppe hatte bereits 2015 mit einer Reihe von Übernahmen deutscher Autozulieferer für Wirbel gesorgt. Vergangenes Jahr eskalierte ein Streit mit Volkswagen und zog Produktionsausfälle beim größten deutschen Automobilkonzern nach sich.
Ungebetener Investor
Die Versuche von Nijaz Hastor und seiner Familie, die Kontrolle über Grammer zu erlangen, werden in der deutschen Automobilbranche dementsprechend mit Argwohn betrachtet. Dies hat auch längst negative Rückwirkungen auf Grammer selbst: Reuters meldet unter Berufung auf Insider, dass jüngst Daimler dem bayerischen Automobilzulieferer einen geplanten Großauftrag für Armlehnen und Kopfstützen für die neue Mercedes-C-Klasse entzogen hat. Grammer wiederum berichtet in einer Pflichtmitteilung, dass das Unternehmen aufgrund der Entwicklungen in der Aktionärsstruktur Neu- und Folgeaufträge für die nächsten drei Jahre in einem Volumen von 80 Mio. EUR verloren hat. In diesem Jahr wird dies zu einer Kostenbelastung in Höhe von rund 10 Mio. EUR führen. Die Amberger werden demnach ihre EBIT-Zielmarge von 5% verfehlen, wollen aber dennoch über dem Vorjahreswert von 4% bleiben.
Beteiligung in mehreren Schritten
Seit Februar sind Grammer und Ningbo Jifeng strategische Partner. Für den Einstieg mithilfe einer Pflichtwandelanleihe über 9,2% der Unternehmensanteile legten die Chinesen 60 Mio. EUR auf den Tisch. Nach den darauf folgenden weiteren Zukäufen an der Börse dürfte das Gesamtinvestment mittlerweile bei rund 170 Mio. EUR liegen. Beide Partner sind im Bereich Sitze und Fahrzeuginnenausstattung tätig und wollen die Zusammenarbeit in Asien und insbesondere China ausbauen. Grammer erwirtschaftete im vergangenen Jahr mit 12.000 Mitarbeitern bei einem Umsatz von fast 1,7 Mrd EUR ein EBIT von 73 Mio. EUR. Die Marktkapitalisierung liegt derzeit bei rund 624 Mio. EUR, die des Partners Jifeng bei umgerechnet circa 1 Mrd. EUR.
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