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BMW: Milliardeninvestition in Batteriewerk in China

BEIJING, CHINA-NOVEMBER 22, 2014: BMW i3 electric vehicle model

BMW wird rund 10 Mrd. Yuan (1,36 Mrd. EUR) in die Erweiterung der Batterieproduktionsanlage in Shenyang investieren. Durchgeführt wird das Projekt über das Joint Venture BMW Brilliance. Die Investition zeigt, wie China immer mehr zum (Welt-)Markt-Hub deutscher Automobilhersteller wird. Von Georg von Stein

Bereits 2017 hatte das Joint Venture BMW Brilliance eine Batterieproduktion an den Start gebracht und damit eine Alternative zu rein chinesischen Operationsstätten geschaffen.

 

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https://merics.org/en/analysis/chinas-battery-industry-powering-global-competition

In Lydia in Shenyang ging parallel eine 15 Mrd. Yuan (2,02 Mrd. EUR) teure Produktionsanlage in Betrieb, sie reiht sich in die hohen Investitionen von BMW am dortigen Standort ein. Mittlerweile ist Shenyang der weltweit größte Produktionsstandort der BMW Group. In Lydia wird unter anderem der BMW i3 eDrive 35L gebaut – eine Elektrolimousine auf Basis der 3er Limousine, die trotz der Namensgleichheit wenig Gemeinsamkeiten mit dem europäischen i3 aufweist. Die Produktionsstätte wurde als erstes BMW Werk vollständig virtuell geplant und simuliert, u.a. mit der 3D-Plattform Unreal Engine von Epic Games als Backbone. Die Bauzeit der Anlage soll sich dadurch um sechs Monate verkürzt haben, Teams konnten überregional und zeitenzonenübergreifend zusammenarbeiten – ein Vorteil vor allem während der Corona-Pandemie.

Größter Markt für Elektrofahrzeuge

In dem Werk setzt man die „iFactory“ und damit auch die Themen Lean, Green, und Digital um. Zum Einsatz kommen in den Shenyang-Werken auch rund 100 Anwendungen für künstliche Intelligenz; 1.600 Multifunktionskameras im Bereich der Qualitätsabsicherung erzeugen jedes Jahr mehr als zehn Petabyte Daten; also 1.024 Terabyte. All das zeigt: Die Investitionen in Werke und Batterieproduktion in China besitzen eine hohe strategische Bedeutung. Dazu der Vorstandsvorsitzende der BMW Group, Oliver Zipse: „Wir sind hinsichtlich der mittel- und langfristigen Aussichten des chinesischen Marktes optimistisch. Die BMW Group bekennt sich uneingeschränkt zu China und wird ihre Win-Win-Partnerschaften mit lokalen Unternehmen fortsetzen“. Die Zahl der Mitarbeitenden des Konzerns in China soll mittlerweile auch die Marke von 28.000 überschritten haben.

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Quelle: Wood Mackenzie
https://www.greentechmedia.com/squared/electric-avenue/china-poised-to-dominate-ev-battery-manufacturing
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https://merics.org/en/analysis/chinas-battery-industry-powering-global-competition

Welche Bedeutung eine Batterieproduktion vor Ort haben dürfte, zeigt sich auch in der Einschätzung des chinesischen Verbands der Automobilhersteller CAAM: China sei der weltweit größte Markt für Elektrofahrzeuge und Plug-in-Hybride. Gemäß dessen Zahlen lag der Absatz von Elektroautos und Plug-in-Hybriden im vergangenen Monat bei 714.000 Einheiten, was einem Anstieg von 81,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Bezogen auf die gesamten Fahrzeugauslieferungen machten sie im Oktober 28,5 Prozent aus.

Die NEV-Verkäufe sollen von Januar bis Oktober bei 5,28 Mio. Einheiten gelegen haben – eine Steigerung von 110 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Es wird erwartet, dass dieses Jahr sogar 6,5 Mio. Stück erreicht werden, so die CAAM. Insofern dürften die Investitionen von BMW in eigene oder zumindest teilweise eigene Batterieproduktion gewinnbringend sein, um besser am chinesischen Elektroautoboom mit zu partizipieren.

 

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https://theicct.org/2022-update-ev-sales-us-eu-ch-aug22/

Holpriger Weg zu Chinas Ankurbelung der Konjunktur

China and Germany flags on chess pawns on a chessboard. 3d illus

Die Oktoberdaten überraschten negativ und selbst Chinas Umschwenken in der COVID- und Immobilienpolitik wird dem Wachstum in den nächsten zwei Monaten nicht helfen – von Aidan Yao, AXA Investment Managers.

Chinas Einzelhandelsumsätze gingen zum ersten Mal seit sechs Monaten zurück und der offizielle Dienstleistungsindex gab das gesamte Wachstum des letzten Jahres wieder auf. Die sich verschlechternde COVID-Situation war der Hauptgrund für das schwindende Wachstum im Konsum- und Dienstleistungssektor.

Die chinesische Politik verabschiedete einen sogenannten 16-Punkte-Plan, der den Immobilienmarkt entlasten soll, indem die Finanzlage von Bauträgern und die Zusammenarbeit von Geschäftsbanken, politischen Banken und Treuhandgesellschaften erleichtert wird.

Die jüngsten Entwicklungen haben unsere Erwartungen verstärkt, dass nach dem Parteitag politische Maßnahmen erlassen werden, um die Wirtschaft anzukurbeln.

Hintergrund [Anm.d.Red.]

Die 16 Maßnahmen sind sehr umfangreich. Erschließungsdarlehen, Hypothekendarlehen, Anleihefinanzierungen und Sonderdarlehen sollen die Übergabe von bereits verkauften Wohnungen sicherstellen. Die Maßnahmen zielen darauf ab, die Finanzierungsprobleme des Sektors sofort zu lösen. Zuvor kündigte die National Association of Financial Market Institutional Investors (NAFMII) an, die Emission von Anleihen in Höhe von 250 Mrd. Renminbi durch Unternehmen in Privatbesitz zu unterstützen.

Fazit

Aidan Yao

Die jüngsten Entwicklungen Chinas haben unsere Erwartung einer beschleunigten politischen Anpassung zur Ankurbelung der Wirtschaft nach dem Parteitag bekräftigt. Wir sind der Ansicht, dass sie die notwendigen Voraussetzungen für eine bescheidene Wachstumserholung schaffen, die wir und der Markt für 2023 erwarten. Es liegt nun an den Beamten der unteren Ebenen, diese Maßnahmen so umzusetzen, dass das richtige Gleichgewicht zwischen der Eindämmung der Pandemie und der Förderung des Wachstums gefunden wird. Dies ist keine leichte Aufgabe, und die Herausforderung, es richtig zu machen, wird wahrscheinlich bedeuten, dass China eine holprige Fahrt vor sich hat.

*) Aidan Yao ist Senior Economist bei AXA Investment Managers

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Das Maßnahmenpaket Chinas zur Unterstützung des Immobiliensektors

Die von der People‘s Bank of China und der CBIRC kürzlich vorgestellten 16 Maßnahmen zur Unterstützung des Immobiliensektors in China haben eine Anleihen- und Aktienrallye ausgelöst. Von Joyce Bing und Alec Jin*

Die 16 Maßnahmen sind sehr umfangreich. Erschließungsdarlehen, Hypothekendarlehen, Anleihefinanzierungen und Sonderdarlehen sollen die Übergabe von bereits verkauften Wohnungen sicherstellen. Die Maßnahmen zielen darauf ab, die Finanzierungsprobleme des Sektors sofort zu lösen. Zuvor kündigte die National Association of Financial Market Institutional Investors (NAFMII) an, die Emission von Anleihen in Höhe von 250 Mrd. Renminbi durch Unternehmen in Privatbesitz zu unterstützen.

Wir sind der Ansicht, dass dies einen Wendepunkt für den Immobiliensektor darstellt. Doch die Unterstützung wird sich wahrscheinlich auf diejenigen Bauträger konzentrieren, die ihre Schulden noch nicht beglichen haben, was zu einer stärkeren Differenzierung der Kredite unter den Bauträgern führt.

Wir glauben, dass die 16 Maßnahmen allein nicht ausreichen, um den Sektor aus der aktuellen Krise zu führen. Die Verkäufe der Bauträger sind im bisherigen Jahresverlauf sehr schwach gewesen. Daher sind weitere Lockerungsmaßnahmen erforderlich, um den Sektor zu unterstützen. Dazu gehören z.B. die Lockerung der Treuhandkonten, die Lockerung der Hauskaufpolitik in höher klassifizierten Städten und die schrittweise Aufhebung der dynamischen Null-Covid-Politik.

Die USD-Anleihen der Bauträger erlebten nach der Ankündigung eine starke Rallye. Um diese Rallye aufrechtzuerhalten, müssen die Onshore-Finanzinstitute konkrete Folgemaßnahmen ergreifen (beispielsweise weitere garantierte Anleiheemissionen durch eine größere Gruppe von Bauträgern). Dazu gehören weitere Lockerungsmaßnahmen, um Probleme auf der Nachfrageseite zu lösen und eine anhaltende Erholung bei den vertraglich vereinbarten Verkäufen zu erreichen. Wir glauben, dass die 16 Maßnahmen nur begrenzte direkte Auswirkungen auf die notleidenden Unternehmen haben. Allerdings könnte dies den in Verzug geratenen Bauträgern mehr Anreize geben, sich schneller mit den Anleihegläubigern zu einigen, sodass sie von einigen dieser unterstützenden Maßnahmen profitieren können.

Der Immobiliensektor ist nach wie vor schwach und wird von zwei Hauptfaktoren belastet: dem Liquiditätsrisiko und langsameren Verkäufen. Während auf lokaler Ebene immer mehr unterstützende Maßnahmen ergriffen werden, z.B. die Ankurbelung der Nachfrage und das Angebot hochwertiger Grundstücke, bleibt die Zentralregierung in ihrer politischen Haltung gegenüber dem Sektor standhaft.

Die jüngsten Maßnahmen haben die Stimmung positiv beeinflusst, da die Regierung den Sektor zunehmend unterstützt. Die Behörden scheinen sich des Liquiditätsrisikos bewusst zu sein. Kürzlich weiteten sie ein wichtiges Anleihefinanzierungsprogramm für private Unternehmen aus und ermutigten Geschäftsbanken, Garantien für hochwertige Bauträger auszustellen, um Zugang zu Kapital auf Treuhandkonten zu erhalten.

Als Nächstes wird es darauf ankommen, wie die neu angekündigten Maßnahmen umgesetzt werden und ob die richtigen Anreize für die wichtigsten Akteure geschaffen werden, damit sie aktiv werden. Wir hoffen auf die Veröffentlichung weiterer Einzelheiten zu diesem Thema, die uns noch mehr von der Wirksamkeit der Politik überzeugen.

Es ist unwahrscheinlich, dass die Behörden die Nachfrage in großem Umfang ankurbeln werden. Aber zumindest sollten sie dazu beitragen, den Liquiditätsdruck im System zu verringern, insbesondere für die privaten Bauträger, da dies derzeit das größte Risiko im Sektor darstellt. Sollte sich die Lage im Immobiliensektor weiter verschlechtern, würden wir mehr Unterstützung von der Zentralregierung erwarten, um das Ansteckungsrisiko für die Gesamtwirtschaft einzudämmen.

*) Joyce Bing ist Investment Manager of Fixed Income Asia, Alec Jin Investment Director of Asian Equities bei abrdn

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China Abkehr von der Null-Covid-Politik – und gleich Proteste

In der südchinesischen Wirtschaftsmetropole Guangzhou kam es angesichts eines deutlichen Anstiegs der Corona-Zahlen zu Protesten – die schwierige Abkehr von der bisherigen Null-Covid-Politik Chinas.

Menschenmengen durchbrachen Montagabend Sperren in der Stadt und marschierten durch die Straßen. Das zeigten im Internet veröffentlichte Videos mit chaotischen Szenen.

Unter den jüngsten Ausbrüchen in der Volksrepublik ist Guanghzhou, die auch als Fabrik der Welt bezeichnet wird und nahezu 20 Mio. Einwohner zählt, die Stadt mit den meisten Fallzahlen aktuell. Die täglichen Neuinfektionen übertrafen erstmals die Marke von 5.000 Fällen und schürten Spekulationen, dass örtliche Lockdowns ausgeweitet werden könnten – die Null-Covid-Politik funktioniert nicht mehr, sofern sie es jemals überhaupt tat.

Mehrere Städte haben ihre Routinetests der Einwohner:innen zurückfahren, nachdem Ende vergangener Woche leichte Lockerungen der strikten chinesischen Corona-Maßnahmen bekanntgegeben worden waren wie eine Verkürzung der Quarantänezeiten für enge Kontaktpersonen und Reisende aus dem Ausland, berichtet u.a. der tagesspiegel.

Während dies bei vielen Menschen für verhaltenen Optimismus sorgt, wächst gleichzeitig die Sorge über die steigenden Infektionszahlen und die Verwirrung über die Teststrategie.

Die neuen Vorschriften sehen vor, dass Tests nunmehr gezielter vorgenommen werden, was eine erhebliche finanzielle Entlastung für die Städte bedeutet. In Pekings bevölkerungsreichstem Bezirk Chaoyang wurden am Montag einige Teststellen näher an Wohngebiete verlegt, so der tagesspiegel weiter.

Dadurch erhöhe sich zwar die Gesamtzahl der Teststellen, doch auch lange Wartezeiten gibt es jetzt. Das sorgt für zusätzliche Frustration in der Bevölkerung, da an vielen Arbeitsplätzen und öffentlichen Einrichtungen weiterhin negative Testergebnisse innerhalb von 24 Stunden verlangt werden.

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China bürstet gegen den Strich

Auf dem 20. Parteitag im Oktober 2022 hat die Kommunistische Partei Chinas unter Xi Jinping bekräftigt, dass die Volksrepublik eine globale Führungsrolle beansprucht und die USA-dominierte Weltordnung ablösen wolle. Größte strategische Bedeutung besitzt für China dabei der Ausbau enger politischer und wirtschaftlicher Beziehungen zu den energie- und rohstoffreichen Ländern des „Globalen Südens“ als Basis für die Versorgung der eigenen Wirtschaft.

Dies sind zentrale Aussagen der aktuellen Studie „Chinas globales Powerplay: Wie China seine eigene wirtschaftlich-technologische Hemisphäre erschafft”, mit der das FERI Cognitive Finance Institute die Reihe seiner China-Analysen unter Mitwirkung renommierter China-Experten fortsetzt.

„Die chinesische Doktrin nationaler Größe und wirtschaftlicher Autarkie wird den Systemkonflikt zwischen China und dem Westen in den kommenden fünf bis zehn Jahren deutlich verschärfen und die Aufspaltung der Weltwirtschaft weiter vorantreiben“, erklärt Dr. Heinz-Werner Rapp, Gründer und Leiter des FERI Cognitive Finance Institute.

Wachsender Einfluss in Schwellenländern

China konzentriere seit längerem seine Außenwirtschaftspolitik auf den vom Westen vernachlässigten „Globalen Süden“ und habe sich damit eine realistische Option für eine „asymmetrische Entkopplung“ von der westlichen Wirtschaftshemisphäre geschaffen.

„China will in Zukunft so wenig wie möglich auf Lieferanten des US-Bündnissystems angewiesen sein. Umgekehrt soll der Rest der Welt weiter abhängig von China bleiben. Im Konfliktfall könnte man so westliche Sanktionen ins Leere laufen lassen“, ergänzt Prof. Sebastian Heilmann, Inhaber des Lehrstuhls für Politik und Wirtschaft Chinas an der Universität Trier und Verfasser der Studie.

Auch habe China es frühzeitig verstanden, seine Rohstoff- und Energielieferanten zu diversifizieren, um Abhängigkeiten zu vermeiden. Stellvertretend hierfür stehe etwa die chinesisch-russische Energiepartnerschaft, die China eindeutig zum eigenen Vorteil organisiert habe. In vielen Schwellenländern sei China heute mit Abstand wichtigster Ausrüster für Informations-, Telekommunikations-, Datenzentren- und Sicherheitstechnologien.

Damit nehme Peking in vielen Ländern Asiens, Afrikas und Lateinamerikas dominanten Einfluss auf Infrastruktur und Geschäftsmodelle. Besonders in Afrika habe China seine Interessen tief verankert. „Die chinesische Regierung investiert in das Entwicklungspotential Afrikas und setzt darauf, dass der Kontinent zum Niedrigkosten-Produktionsstandort und aufnahmefähigen Markt für chinesische Erzeugnisse heranwächst“, so Prof. Heilmann.

Konflikt um Taiwan droht zu eskalieren

Parallel zum strategischen Ausbau einer eigenständigen Hemisphäre wolle China das „Große Wiedererstarken der chinesischen Nation“ durch eine „Wiedervereinigung“ mit Taiwan untermauern. Die unverhüllten Drohungen Xi Jinpings, den Inselstaat notfalls mit Gewalt einzunehmen, seien als klare Kampfansage an die USA und ihre Bündnispartner zu verstehen. Sollte der Konflikt militärisch eskalieren, sei mit massiven Folgen für die Weltwirtschaft zu rechnen.

Die im Kriegsfall gegen China verhängten Wirtschafts- und Finanzsanktionen würden alle Handelspartner treffen und zu wirtschaftlichem Chaos führen. Taiwan sei zudem der weltweit wichtigste Produzent von High-End-Halbleitern, was im Konfliktfall die Versorgung mit den systemrelevanten Bauteilen gefährde. „Das Dominanzstreben Chinas und der zunehmende staatliche Dirigismus erhöhen die Risiken für Anleger. Das Land verliert unter diesen Vorzeichen deutlich an Anziehungskraft für globale Investoren“, so Rapp.

Die Studie „Chinas globales Powerplay: Wie China seine eigene wirtschaftlich-technologische Hemisphäre erschafft” ist beim FERI Cognitive Finance Institute erschienen. Sie steht zum Download unter Content Center | FERI (www.feri-institut.de) zur Verfügung. Hier der Direktlink.

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Die wirtschaftliche Öffnung Chinas wird holprig

Wenn Peking die politische Anpassung fortsetzen kann, um den Weg für eine erneute Öffnung Chinas zu ebnen, könnte der Tiefpunkt des Marktes hinter uns liegen. Von Aidan Yao*

Auch wenn die Ankündigung keinen klaren Fahrplan für die Wiedereröffnung liefert, hat sie doch die umfassendsten Änderungen an Chinas COVID-Politik seit Beginn des Kampfes gegen Omicron gebracht. Diese Änderungen kamen für den Markt überraschend, wenn man den Anstieg des Hang Seng Index um 7% und den Rückgang des CNY/USD um 1,4% betrachtet.

Wie erwartet, würde angesichts der in vielen chinesischen Vermögenswerten eingepreisten maximalen Baisse ein bloßer Hinweis auf eine Rekalibrierung der COVID-Politik ausreichen, um Anleger zu begeistern und ihre Aussichten neu zu bewerten. Wenn Peking die politische Anpassung fortsetzen kann, um den Weg für eine erneute Öffnung zu ebnen, könnte der Tiefpunkt des Marktes hinter uns liegen.

Die HTC-News sind für uns jedoch keine Überraschung. Wir sind seit langem der Ansicht, dass Peking die Anpassung seiner COVID-Politik beschleunigen wird, sobald sich der politische Staub nach dem Parteitag gelegt hat. In den letzten Wochen wurden bereits einige Maßnahmen vorgenommen, und die heutige Ankündigung bestätigt, dass es sich dabei nicht um einmalige, isolierte Änderungen handelt, sondern um Teil einer konzertierten Strategie zur Verfeinerung von Chinas Pandemiemanagement.

Wichtig ist, dass diese Anpassungen unter dem Banner der „Dynamic Zero COVID“-Politik (ZCP) vorgenommen werden – etwas, das unserer Meinung nach beibehalten wird, bis China vielleicht aufgrund seiner politischen Bedeutung den Sieg über COVID erklärt. Daher müssen Anleger mehr darauf achten, was Peking tut (z.B. die Umsetzung der Politik verfeinern), als was es sagt (z.B. ein Ende der ZCP ankündigen).

Aber Reden ist leicht, Peking muss nun Taten folgen lassen. Der Leitfaden mit den 20 Regeln enthält viele umsetzbare Strategien, was ihre Implementierung an der Basis erleichtert. Die Herausforderung besteht jedoch darin, mit der unvermeidlichen Folge eines Anstiegs der Infektionen umzugehen, wenn die administrativen Kontrollen gelockert werden.

China sieht sich derzeit mit dem schwersten Ausbruch seit der Abriegelung von Shanghai konfrontiert, und eine Lockerung der Kontrollen wird die Ausbreitung des Virus mit Sicherheit verschlimmern. Wie viel Toleranz Peking für eine Verschlechterung der Bedingungen hat, bevor es den Fuß wieder auf die Bremse stellen muss, ist unbekannt.

Aidan Yao, AXA IM

Wir sind der Meinung, dass die richtige Reihenfolge der Maßnahmen darin besteht, den medizinischen Schutz zu verstärken – durch vermehrte Impfungen, den Einsatz von antiviralen Medikamenten und den Bau von Feldlazaretten –, bevor die sozialen Beschränkungen erheblich gelockert werden. Aber selbst bei dieser Reihenfolge der Maßnahmen gibt es keine Garantie für einen reibungslosen Ablauf. Wir gehen davon aus, dass die wirtschaftliche Öffnung Chinas holprig verlaufen wird, und der derzeitige Ausbruch wird ein entscheidender Test für die Entschlossenheit Pekings sein, diesen Weg weiterzuverfolgen.

*) Aidan Yao ist Senior Economist bei AXA Investment Managers

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Auf der Suche nach neuen Märkten in Südasien – außerhalb Chinas

Diese Tage steht Südasien im Mittelpunkt des wirtschaftspolitischen Geschehens: Im indonesischen Bali findet der G-20-Gipfel statt, das zum Stelldichein aller wichtigen wirtschaftlichen Nationen avanciert. Putin fehlt folgerichtig und lässt sich verstelltreten.

Bundeskanzler Scholz reist allerdings nicht direkt nach Bali – sondern über Vietnam und Singapur. Von Vietnam erwarte Scholz eine klare Positionierung zum und eine entsprechende Verurteilung des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine.

Im Rahmen dessen überprüfe die Bundesregierung ihre Absatzmärkte, Lieferketten und Rohstoff-Bezugsquellen. Diese Aussicht hat Scholz bei seiner Asienreise mit im Gepäck. Vietnam spiele dabei eine wichtige Rolle, wird Scholz zitiert – Zuckerbrot und … wenn nicht Peitsche, dann zumindest ernst vorgebrachte Worte.

Natürlich müsse es verlässliche Vereinbarungen geben, die Grundlage für Wohlstand und Stabilität. Im Hinterkopf hat Scholz dabei Konflikte im Südchinesischen Meer, die das Gegenteil von Stabilität bedeuten könnten, würden sie eskalieren.

Urban Construction Landscape of Changchun City, China - Renmin SDann ist da noch die 17. Asien-Pazifik-Konferenz der Deutschen Wirtschaft, APK, in Singapur. Angeblich sehen sowohl Bosch wie auch Siemens keine Alternative zum größten Handelspartner Deutschlands, China. KMUs (kleine und mittlere Unternehmen / der deutsche Mittelstand) sorgt sich dagegen um bestehende und neue Abhängigkeiten vom Reich der Mitte. Bundes-Wirtschaftsminister Habeck empfahl bereits seinerseits die Suche nach neuen Märkten in Asiens Süden und schrieb sie ins Aufgabenheft des Bundeskanzlers.

Dem gemäß passt die Reiseroute nach Vietnam und von dort zur Konferenz nach Singapur, weiter erst von dort nach Bali genau ins Ablaufprogramm der deutschen Ausrichtung. In China soll ankommen: Wir haben auch Alternativen und Asien besteht aus mehr als dem Reich der Mitte – in Südasien mindestens mal.

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China : Zukäufe in Deutschland unter der Lupe

Das Bundeskabinett hat Verkaufspläne von zwei Unternehmen an China untersagt. Eines davon die bekannte börsennotierte Elmos.

Wirtschaftsminister Habeck bestätigte dies. Elmos wollte seine Chipfertigung an eine Tochtergesellschaft des chinesischen Sai-Konzerns veräußern – man war sich eigentlich bereits einig. Bis das Veto aus Berlin Dortmund erreichte.

Der andere Fall wurde nicht namentlich benannt, höchstwahrscheinlich weniger prominent. Gerüchten zufolge soll es sich um die gleichfalls in der Chipindustrie tätige ERS Electronic handeln, angesiedelt in Bayern.

Eile mit Weile!

Im Halbleiterbereich, gerade dort, so Habeck zur Begründung, sei wichtig, die technologische und wirtschaftliche Souveränität Deutschlands und auch Europas zu schützen. Derweil, Deutschland bleibe offen für Investitionen – nur eben nicht in jeder Branche oder nicht für jeden Interessenten, lautet die Lesart. Man sei nicht naiv, so Habeck.

Per Anfang November gebe es 44 laufende Investitionsprüfungs-Verfahren, bei 17 sei China involviert.

In vorherigen Jahren hatte die Bundesregierung lediglich in wenigen Ausnahmefällen interveniert. Angeblich drängt vor allem das Lager der Grünen auf eine China-kritischere Leitlinie.

Hamburger Hafen

Auch der Fall Cosco / Hamburger Hafen wurde daher zu einem Politikum, an dessen Ende eine Art Kuhhandel stand, mit dem beide Seiten leben können. Die chinesische Reederei kann nur unter erschwerten Bedingungen einsteigen, die ihr allerdings offenbar genügten. Die Genehmigung am Hamburger Hafen erfolgte unter entsprechenden Auflagen und offensichtlich mit dem abgesteckten Kurs, dass sich ein chinesischer Investoren zwar beteiligen könne, aber nicht mitregieren.

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Volkswagen Anhui: Erstes Fahrzeug soll bald vom Band rollen

Volkswagen Anhui: Erstes Fahrzeug soll bald vom Band rollen
Quelle: Adobe Stock © Björn Wylezich

Auf einer Fläche von rund 500.000 Quadratmetern steht das Werk von Volkswagen Anhui kurz vor der Fertigstellung. Das erste Vorserienfahrzeug soll demnächst vom Band rollen. Die neue Produktionsstätte ist ein weiterer Meilenstein dafür, wie gut die investiven Strategien von Volkswagen für den Automarkt China aufgehen. Und auch dafür, ob China immer mehr Basis für die Bearbeitung des Weltmarkts wird. Von Georg von Stein

Die Volkswagen (Anhui) Automotive Company Limited kam 2017 als Joint Venture zwischen der Volkswagen Group und der JAC Automobile Group zustande und lief zunächst unter dem Namen JAC Volkswagen Automotive Co., Ltd. Nachdem der Volkswagen Konzern seinen Anteil auf 75 % erhöht hatte, wurde das Joint Venture im Dezember 2020 in Volkswagen (Anhui) Automotive Company Limited umbenannt. Seinen Sitz hat Volkswagen Anhui in Hefei, Hauptstadt der Provinz Anhui. Produziert werden sollen in Hebei reine Elektrofahrzeuge auf Basis der MEB-Plattform des Wolfsburger Konzerns. MEB steht für ein Baukastensystem für Elektroautos, das Volkswagen seit 2015 entwickelt. Neben der Herstellung von Elektrofahrzeugen (NEVs) ist man in Hefei auch auf die Forschung und Entwicklung fokussiert.

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https://merics.org/de/studie/bumpy-road-ahead-china-germanys-carmakers

Bezogen auf das neue Werk in Anhui sagte Erwin Gabardi, CEO von Volkswagen Anhui, vor kurzem gegenüber der Nachrichtenagentur Xinhua: „Die Massenproduktion von Elektrofahrzeugen ist für 2023 geplant. Unsere lokale Forschung und Entwicklung konzentriert sich hauptsächlich auf die Hardware- und Softwareentwicklung und das Testen für NEVs sowie die Entwicklung von China-spezifischen Modulen und Plattformen“, und fügt hinzu, dass die Zahl der Mitarbeiter in Volkswagen Anhui bis 2023 voraussichtlich 3.500 überschreiten wird. 1.300 davon werden F&E-Ingenieure sein. Damit reiht sich das Projekt in andere F&E Projekte des VW Konzerns ein. So hatte Volkswagen-Konzerntochter Audi 2018 ein neues F&E- und Testzentrum in Wuxi in der Provinz Jiangsu angekündigt, da die dortigen Bedingungen für Tests zum autonomen Fahren günstig sind. Audi ist nun eng in das Technologie-Ökosystem von Wuxi eingebunden und arbeitet mit dem Ministerium für öffentliche Sicherheit der Provinz, der Polizei von Wuxi, Huawei, Horizon Robotics und China Mobile.19 zusammen.

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https://merics.org/de/studie/bumpy-road-ahead-china-germanys-carmakers

Das Werk von Volkswagen Anhui soll auch voll auf die globalen Synergien des Konzerns ausgerichtet werden und zum Erreichen der Klimaneutralitätsziele bis 2050 beitragen. Vor allem solle es intensiv zur E-Mobilitätsstrategie in China beitragen. Bei Volkswagen spricht man von China teilweise sogar als zweitem Heimatmarkt.

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https://merics.org/de/studie/bumpy-road-ahead-china-germanys-carmakers

Immerhin schneidet Volkswagen, mit einem Anteil von 3,7 Prozent am chinesischen EV-Markt bei Elektroautos besser ab als die deutsche Konkurrenz. Verglichen mit 11,3 Prozent am Weltgesamtmarkt ist der China-Anteil allerdings noch vergleichsweise niedrig. In China wird Volkswagen also gegenüber den starken chinesischen Wettbewerbern punkten müssen.

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https://cnevpost.com/2022/11/03/china-passenger-nev-wholesale-680000-oct-cpca/
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https://cnevpost.com/2022/11/03/china-passenger-nev-wholesale-680000-oct-cpca/

Denn Chinas ist letztlich zum weltweit führenden Markt für Elektrofahrzeuge aufgestiegen. Über 55 Prozent aller Elektrofahrzeuge fahren auf chinesischen Straßen, jeder vierte in China verkaufte Neuwagen wird von einer elektrischen Batterie angetrieben. Gleichzeitig konzentrieren sich die Kapitalspritzen der deutschen Autobauer nun vor allem auf die Produktion und Entwicklung von Elektrofahrzeugen.

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https://merics.org/de/studie/bumpy-road-ahead-china-germanys-carmakers
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https://merics.org/de/studie/bumpy-road-ahead-china-germanys-carmakers

Für seine Wettbewerbsfähigkeit hat der Volkswagen Konzern auch in den chinesischen Batteriezellenhersteller Gotion in Milliardenhöhe investiert und in Hefei ein digitales Vertriebs- und Dienstleistungsunternehmen gegründet, „Von den 260 Produktionslieferanten von Volkswagen Anhui, die bereits an Bord sind, haben 16 ihren Sitz in Anhui, während 37 Lieferanten mit uns nach Anhui gezogen sind und vor Ort investiert haben“, sagt Gabardi.

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https://merics.org/de/studie/bumpy-road-ahead-china-germanys-carmakers

Inspiriert vom deutschen Berufsbildungssystem haben die Volkswagen Group China, Volkswagen Anhui und die Universität Hefei gemeinsam das Dazhong College gegründet und wollen so qualifiziertere Talente für die Bedürfnisse der Unternehmen heranbilden.

All das kann unter einer Leitlinie gesehen werden, wie man sie beim Merics Institut zusammenfasst: Deutsche Autohersteller bewegen sich weg von einer „in China, für China“-F&E-Strategie hin zu einer Strategie, die „in China, für die Welt“ werden könnte. Sie verstärken ihre Produktentwicklungs- und Forschungsaktivitäten in China nicht nur für den lokalen Markt, sondern auch für den globalen. Im Umfeld dieser Strategie liegen dann auch die Chancen für Investoren.

China : die wichtigsten Erkenntnisse des 20. Parteitags

Seither sind der Öffentlichkeit in China das neue Führungsteam für die nächsten fünf Jahre und das politische Konzept der Regierung für die langfristige Entwicklung bekannt.

Präsident Xi Jinping wird seine dritte Amtszeit antreten, während sechs weitere Mitglieder des Ständigen Ausschusses des Politbüros, des höchsten Führungsgremiums des Landes, offenbar eng mit ihm zusammenarbeiten sollen und eine gemeinsame Vision zur Entwicklung des Landes teilen.

Wie erwartet konzentrierte sich Präsident Xi in seinem Bericht an den Kongress hauptsächlich auf die langfristige Agenda Chinas: Er setzt den in den vergangenen fünf Jahren eingeschlagenen politischen Kurs fort, ohne viele Details über die kurzfristige Politik preiszugeben.

Im Moment scheint es daher ratsam, davon auszugehen, dass die wirtschaftliche Unsicherheit anhält und damit auch die Risikoprämie der Anleger im Land beträchtlich erhöht bleibt: Die Volkswirtschaft hat immer noch mit Covid-19 zu kämpfen, während sich eine globale Rezession abzeichnet. Insgesamt bleiben wir angesichts der großen wirtschaftlichen Zwänge im Hinblick auf die Währung, Zinsen und Kredite vorsichtig.

Das steht auf der Agenda

– Die Konjunkturentwicklung hat weiterhin oberste Priorität, insbesondere ein qualitativ hochwertiges Wachstum. Dies steht im Einklang mit der Verlagerung des politischen Schwerpunkts von der Wachstumsgeschwindigkeit auf die Qualität des Wachstums, die vor fünf Jahren vom 19. Parteitag eingeleitet wurde. Das Wachstumsziel wurde in den vergangenen Jahren heruntergeschraubt, was der Regierung mehr Spielraum für Reformen und Maßnahmen zur Risikovermeidung verschafft hat, einschließlich der Regulierung verschiedener Wirtschaftssektoren, des Abbaus von Schulden und des Umweltschutzes.

Shanghai Transrapid Maglev magnetic levitation train station in ChinaIm Bericht des Präsidenten heißt es jedoch weiterhin, dass China bis 2035 das langfristige Wachstumsziel einer „moderat wohlhabenden“ Gesellschaft erreichen soll. Dies bedeutet eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von etwa 4% im kommenden Jahrzehnt. Darüber hinaus bekräftigte der Bericht die Absicht der Regierung, marktorientierte Reformen fortzusetzen, eine breitere und tiefere wirtschaftliche Öffnung zu fördern und den Privatsektor „unbeirrbar“ zu unterstützen.

Durch ein qualitativ hochwertiges Wachstum soll das Problem einer „unausgewogenen und unzureichenden Entwicklung“ angegangen werden. Zu den langfristigen Strategien des Berichts gehören:

Industrielle Modernisierung, fortgesetzte wirtschaftliche Öffnung gegenüber der Welt und Fokus auf Innovation, um die heimische Lieferkette und Technologie weiterzuentwickeln

„Gemeinsamer Wohlstand“ und Wiederbelebung des ländlichen Raums zur Verringerung der Einkommensungleichheit und des regionalen Entwicklungsgefälles

Nachhaltige Entwicklung zur Förderung eines umweltfreundlicheren Wachstums

Die Behörden haben diese Maßnahmen in den vergangenen Jahren wiederholt kommuniziert, so dass sie weiterhin den Erwartungen des Marktes entsprechen.

Stärkere Konzentration auf die Sicherheit. Das Konzept der „ganzheitlichen nationalen Sicherheit“ war ein Schlüsselwort in Xis Rede, wobei der Schwerpunkt auf Lebensmittel, Energie und Ressourcen, Lieferketten und Technologie lag. Angesichts zunehmender geopolitischer Spannungen und des Trends zur Deglobalisierung spiegelt der Fokus auf Sicherheit Chinas Reaktion auf den Paradigmenwechsel in der geopolitischen Landschaft wider. Wir erwarten in den kommenden Jahren weitere politische Unterstützung in diesen Bereichen.

Innovation als Kernstrategie der „Modernisierung im chinesischen Stil“. Dies steht im Einklang mit dem 14. Fünfjahresplan (2021-2025), der eine Stärkung der technologischen Kapazitäten des Landes vorsieht. In dem Bericht wird zugesagt, die Grundlagen- und Pionierforschung zu stärken und die technologische Innovation zu verbessern. Darüber hinaus wird in dem Bericht ein „offenes Innovationsökosystem“ gefordert, das auch die Förderung der internationalen Forschungszusammenarbeit beinhaltet. Nachdem die USA Ausfuhrkontrollen für Halbleiter der neuesten Generation nach China erlassen haben, besteht indes die Befürchtung, dass diese Kontrollen ein Vorbote für weitere und umfassendere Beschränkungen sein könnten. China wird folglich seine wissenschaftliche und technologische Eigenständigkeit erhöhen müssen.

Die verarbeitende Industrie soll wieder an Bedeutung gewinnen. Sie ist für China von entscheidender Wichtigkeit, wenn es darum geht, die Sicherheit der Lieferketten in einer sich deglobalisierenden Welt zu gewährleisten, und sie kann die Wettbewerbsfähigkeit Chinas weiter verbessern, insbesondere in der höherwertigen Produktion. In der Zwischenzeit wird die Herstellung von Gütern des unteren Marktsegments wahrscheinlich weiterhin abnehmen, da China bereits über ausreichende Kapazitäten verfügt. Da der 20. Parteitag zur „Sicherung der Lieferketten“ aufruft, wird sich die Politik darauf konzentrieren, schwache Glieder in den Lieferketten zu stärken oder zu beseitigen, die Modernisierung der Industrie voranzutreiben, fortschrittliche Produktions-Cluster aufzubauen und aufstrebende strategische Sektoren wie Hightech und erneuerbare Energien zu fördern. Wohin der Weg führt, zeigt sich darin, dass in den letzten zwei Jahren die Investitionsausgaben im verarbeitenden Gewerbe auf Kosten der Investitionen in das Immobilienanlagevermögen beschleunigt haben.

Die Reformen der vergangenen Jahre sollten weiterhin so ablaufen wie erwartet, doch sind Nachjustierungen wahrscheinlich. So wird in dem Bericht ein „proaktiver und stetiger“ Ansatz zur Dekarbonisierung gefordert. China wird wahrscheinlich einen ganzheitlichen Ansatz verfolgen, um neue Kapazitäten aufzubauen, bevor alte Strukturen der Energieversorgung stillgelegt werden. Während der Bericht des Parteitags nicht viel über die kurzfristige Politik verriet, etwa die Null-Covid-Politik und die Regulierung des Immobilienmarktes, erwarten wir in den kommenden Monaten einige Anpassungen der Politik, um Wachstum und Beschäftigung zu unterstützen. Bekräftigt wurde, dass „Wohnraum zum Leben und nicht zur Spekulation dient“, was zeigt, dass die Regierung den einmal eingeschlagenen Weg der Regulierung des Wohnungsmarktes langfristig unverändert beibehalten will.

Wachstumsaussichten und Anlageperspektiven

Längerfristig dürfte sich das Wachstum in China zwar abschwächen, aber dennoch weitgehend stabil bleiben. Derweil wird die geeinte Führungsriege für politische Kontinuität sorgen. Auch wenn die Konjunkturentwicklung weiterhin oberste Priorität hat, gehen wir davon aus, dass die Regierung ein Gleichgewicht zwischen dem Erreichen wirtschaftlicher Ziele und ihrer Reformagenda finden will. Hightech- und umweltfreundliche Sektoren dürften von der Regierung verstärkt unterstützt werden, während Sektoren, die mit dem sozialen Wohlergehen verbunden sind, wie Bildung, Gesundheitswesen und Wohnungsbau, einer strengen Regulierung unterliegen sollen. Globale Anleger sollten außerdem das geopolitische Risiko im Auge behalten, da die vorsichtige Politik der Industrieländer und vieler Schwellenländer gegenüber China im Laufe der Zeit wahrscheinlich weiterhin zunehmen wird.

Mit Blick auf den chinesischen Immobilienmarkt bleiben wir besonders vorsichtig. Während einige politische Maßnahmen darauf abzielen, die Wohnungsnachfrage zu stützen, stecken viele private Bauträger immer noch weitgehend in großen Schwierigkeiten. Längerfristig werden der Bevölkerungsrückgang und die Verlangsamung der Urbanisierung wahrscheinlich zu einer abnehmenden Wohnungsnachfrage führen. Der Anteil des öffentlichen Wohnungsbaus zur Unterstützung der unteren Einkommensgruppen könnte hingegen steigen.

Kurzfristig interessieren uns Signale für die wirtschaftliche Öffnung Chinas. Auch wenn wir in dieser Hinsicht keine klare Strategie des Politbüros erkennen können, ist die Wiederöffnung irgendwann unvermeidlich. Die aufgestaute Nachfrage dürfte dann den wirtschaftlichen Aufschwung und zugleich eine Erholung der Finanzmärkte vorantreiben.

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China: Abkehr von Zero-Covid?

Chinesische Auslandsinvestitionen (FDI) gingen 2020 zurück
Quelle: Adobe Stock; © Thaut Images

Vergangene Woche erschienen mehrere Berichte, dass China sich darauf vorbereite, sich von seiner Null-Covid-Politik loszusagen, die der Wirtschaft des Landes sehr geschadet hat. Einem unbestätigten Bericht zufolge, der in den sozialen Medien weit verbreitet wurde, trafen sich am vergangenen Wochenende hochrangige Beamte auf Ersuchen von Präsident Xi Jinping, um einen Plan für eine kontrollierte Öffnung zu diskutieren, der eine umfassende Öffnung bis März 2023 vorsieht. Dies berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg. Darüber hinaus hieß es in einem Bericht einer staatlichen Zeitung, China müsse sich bemühen, den Ausbruch des Coronavirus unter Kontrolle zu bringen und „Fehler aus übermäßig strengen Maßnahmen zu korrigieren, die dem Eigentum und dem Leben der Menschen geschadet haben“.

Auch die Fortschritte im langjährigen Rechnungsprüfungsstreit zwischen den USA und China sorgten für eine verbesserte Stimmung. Bloomberg berichtete, dass US-Rechnungsprüfer ihre erste Audit-Runde chinesischer Unternehmen früher als geplant abschlossen und zahlreiche Inspektoren sollen Hongkong bereits am Wochenende verlassen. Dies wurde als positive Entwicklung in der jahrelangen Auseinandersetzung um die Prüfung von börsennotierten Unternehmen in den USA gewertet, die zum Ausschluss hunderter chinesischer Unternehmen von den US-Börsen zu führen drohte. Laut Analysten dürften sich die USA jedoch Zeit lassen, um einen ersten Bericht über ihre Erkenntnisse vorzulegen, und könnten zusätzliche Informationen von China einfordern.

Im Oktober blieben die offiziellen PMI-Werte sowohl für das verarbeitende und das nicht-verarbeitende Gewerbe laut Wirtschaftsnachrichten unter den Prognosen und lagen unter 50, was dem Grenzwert zwischen Wachstum und Schrumpfung entspricht. Die privaten Caixin-PMI-Werte bewegten sich ebenfalls im schrumpfenden Bereich, obwohl der PMI für das verarbeitende Gewerbe im vergangenen Monat leicht anstieg. Insgesamt deuten die Daten auf den hohen Tribut hin, den Chinas langwierige Einschränkungen wegen des Coronavirus für die Wirtschaft fordern.

China : etwa eine Abkehr von Zero-Covid?

Vergangene Woche erschienen mehrere Berichte, dass China sich darauf vorbereite, sich von seiner Null-Covid-Politik loszusagen – von Yoram Lustig*

Diese haben der Wirtschaft des Landes sehr geschadet hat. Einem unbestätigten Bericht zufolge, der in den sozialen Medien weit verbreitet wurde, trafen sich am vergangenen Wochenende hochrangige Beamte auf Ersuchen von Präsident Xi Jinping, um einen Plan für eine kontrollierte Öffnung zu diskutieren, der eine umfassende Öffnung bis März 2023 vorsieht.

Dies berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg. Darüber hinaus hieß es in einem Bericht einer staatlichen Zeitung, China müsse sich bemühen, den Ausbruch des Coronavirus unter Kontrolle zu bringen und „Fehler aus übermäßig strengen Maßnahmen zu korrigieren, die dem Eigentum und dem Leben der Menschen geschadet haben“.

Auch die Fortschritte im langjährigen Rechnungsprüfungsstreit zwischen den USA und China sorgten für eine verbesserte Stimmung. Bloomberg berichtete, dass US-Rechnungsprüfer ihre erste Audit-Runde chinesischer Unternehmen früher als geplant abschlossen und zahlreiche Inspektoren sollen Hongkong bereits am Wochenende verlassen.

Dies wurde als positive Entwicklung in der jahrelangen Auseinandersetzung um die Prüfung von börsennotierten Unternehmen in den USA gewertet, die zum Ausschluss hunderter chinesischer Unternehmen von den US-Börsen zu führen drohte. Laut Analysten dürften sich die USA jedoch Zeit lassen, um einen ersten Bericht über ihre Erkenntnisse vorzulegen, und könnten zusätzliche Informationen von China einfordern.

Im Oktober blieben die offiziellen PMI-Werte sowohl für das verarbeitende und das nicht-verarbeitende Gewerbe laut Wirtschaftsnachrichten unter den Prognosen und lagen unter 50, was dem Grenzwert zwischen Wachstum und Schrumpfung entspricht. Die privaten Caixin-PMI-Werte bewegten sich ebenfalls im schrumpfenden Bereich, obwohl der PMI für das verarbeitende Gewerbe im vergangenen Monat leicht anstieg. Insgesamt deuten die Daten auf den hohen Tribut hin, den Chinas langwierige Einschränkungen wegen des Coronavirus für die Wirtschaft fordern.

*) Yoram Lustig ist Head of Multi-Asset Solutions, EMEA & LATAM bei T. Rowe Price

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