©Aus E-Mag M&A China/Deutschland 2013
Mit seinen 1,3 Mrd. Einwohnern und einem BIP-Wachstum von immer noch 7,4% ist China die größte Wachstumsmaschine, der zweitgrößte Binnenmarkt und die größte Fabrik der Welt. Der Durst nach Konsum und Technologie hat bereits 5.500 deutsche Unternehmen angelockt. Ein Großteil davon ist diesen Weg mit einem lokalen Partner gegangen, über ein Joint Venture oder durch eine Unternehmensübernahme. Was ist heute Mittelständlern zu raten, die die Globalisierung ihres Geschäfts betreiben?
An China kommt heute keiner vorbei
China ist heute hoch entwickelt, es gibt keinen Industriesektor, in dem chinesische Unternehmen nichts zu bieten haben. Der aktuelle Fünfjahresplan mit sieben strategischen Schwerpunktbereichen zeigt die Richtung, in die sich die Volksrepublik entwickeln wird. Der Konsumsektor (FMCG = fast moving consumer goods) wächst in den kommenden Jahren mit 15 bis 20% p.a., bei Maschinenbau und Chemie ist mit Wachstumsraten von 8 bis 10% zu rechnen. Hier entstehen die Unternehmen der Zukunft. Die Konsolidierung der Inlandsmärkte schreitet voran. Die unteren und mittleren Marktsegmente sind fest in chinesischer Hand. China bietet aber nach wie vor für gehobene, qualitätsgetriebene Technologie- und Marken-Firmen gute Chancen, und „Made in Germany“ wird hoch geschätzt. So wächst der Import aus Deutschland nach China derzeit immer noch mit 12% p.a. Aber ohne lokale Präsenz, zumindest über ein zielorientiertes Produktmarketing, verbündete Distributoren und Handelsketten, ist auch im Konsumbereich nichts zu machen.
Ohne gute Marktkenntnisse, ohne ein lokales Netzwerk sollte niemand in China einsteigen. Die statistische Aufbereitung der Märkte ist bei weitem nicht so fortgeschritten wie in den europäischen und angloamerikanischen Ländern. Insofern lautet der erste Schritt, sich ein genaues Bild vom „Markt China“ zu machen. Westliche Strategie- und Marktberater sind überall in China vor Ort und bieten mit chinesischen Mitarbeitern ihre Dienste an. Hier liegt auch bereits die erste Hürde: Der Aufwand zur Priorisierung der Kantone, in denen das Vorhaben gestartet werden kann, zur Aufbereitung der Marktdaten, zur Suche nach geeigneten Partnern und zum Aufbau eines Netzwerks nimmt viel mehr Zeit in Anspruch als in Europa und kostet damit auch mehr. Die aufwändige und teure Pflichtzertifizierung CCC ist eine weitere hohe Hürde, der Schutz von Marken und geistigem Eigentum ist eine unerlässliche Pflichtübung. Um belastbare Daten zu bekommen und die in China besonders notwendigen Kontakte zu Regierungsstellen auf der Kantonsebene aufzubauen, ist entsprechende Zeit zu kalkulieren. Wenn man sich dann Gedanken über eine Partnerschaft macht, muss man mit hohen Kaufpreisen rechnen: Das 15- bis 19-Fache des aktuellen EBIT ist bei durchgeführten M&A-Vorhaben der letzten Zeit die Norm. Dies reflektiert die hohen Wachstumsraten des Inlandsmarktes und die Chancen, die der Export vor allem in die ASEAN-Region zusätzlich bietet.
Erfolg wird nur der in China haben, dessen Marktperspektiven langfristig positiv sind, der sich den lang dauernden Prozessen aussetzt und der bereit ist, vorab und nachhaltig in ein chinesisches Netzwerk von Freunden und Verbündeten zu investieren. Ein Land, in dem die kulturellen Unterschiede zu Mitteleuropa groß sind, fordert auch von uns eine offene Einstellung und von unseren Mitarbeitern interkulturelles Training.
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