M&A in China – Die wichtigsten Fragen

Immer mehr deutsche Investoren werden auf den Wachstumsmarkt China aufmerksam. M&A ist eine effiziente Möglichkeit für den möglichen Eintritt. Stellen sich nur die Fragen: Warum, mit wem, wo und wie. 

Wie?

Im Herbst 2012 hat der amerikanische Baumaschinen-Gigant Caterpillar für 677 Mio. USD die chinesische ERA Mining Machinery Gruppe erworben. Im Januar 2013 gab Caterpillar bekannt, dass aufgrund von Unregelmäßigkeiten im Finanz- und Rechnungswesen der erworbenen Gruppe eine Wertberichtigung in Höhe von 580 Mio. USD, rund 86% des Kaufpreises, notwendig wurde.

Ein bedauerlicher Einzelfall, oder doch eher ein Grund für alle mit M&A-Ambitionen in China, sich genauer mit Unterschieden zwischen chinesischen Unternehmen und dem eigenen Erfahrungsraum auseinanderzusetzen?

Die aus dem angelsächsischen/europäischen Raum gewohnte Vorgehensweise bei einer Due Diligence ist für Investitionen in China nur bedingt geeignet. Während in Europa im Due-Diligence-Prozess die Vergangenheitszahlen im Grunde als gegeben und bestenfalls als Plausibilisierungshilfe für die im Fokus stehende Planungsdiskussion herangezogen werden, schadet es im chinesischen Umfeld nicht, genau umgekehrt vorzugehen. Bei prognostizierten Wachstumsraten von um die 8% p.a. für China lässt die Flut im Zweifel alle Boote steigen, solange diese nicht voller Löcher sind. Daher besser den Fokus auf die Kontrolle des Bootes im aktuellen Zustand legen: Sind die Umsatzerlöse tatsächlich vorhanden? Wie sieht es mit den Margen aus? Sind die Cashbestände tatsächlich vorhanden und vor allem für Investitionen verfügbar?

Man sollte sich für die Beantwortung dieser Fragen ausreichend Zeit nehmen. Die in Europa üblichen Durchlaufzeiten für eine M&A-Transaktion sollte hierbei kein Maßstab sein, sondern deutlich ausgedehnt werden. Die Zwischenzeit sollte genutzt werden, um die persönlichen und geschäftlichen Beziehungen weiter zu intensivieren und so die Erfolgswahrscheinlichkeit der Transaktion zu erhöhen.

Typische Problemfelder:

  • Die überwiegende Zahl der inhabergeführten Unternehmen, und diese sind die treibende Kraft des wirtschaftlichen Wachstums und damit die interessantesten Ziele für M&A Transaktionen, bestehen erst seit wenigen Jahren. Erst seit frühen 1990er Jahren wurde die chinesische Wirtschaft soweit liberalisiert, dass es zu einer größeren Zahl von Firmengründungen kam. Die meisten Unternehmen sind in den wenigen Jahren ihres Bestehens sprunghaft gewachsen und haben nicht im eigentlich notwendigen Umfang Controlling- und Rechnungswesenstrukturen aufgebaut. Auch sind die internen Kontrollsysteme in der Regel eher schwach ausgeprägt.
  • Die Abgrenzung zwischen Gesellschafts- und Gesellschaftersphäre ist in der Regel nicht scharf gezogen. Die Hemmschwelle, bei Nichterreichen von Zielen und Erwartungen Ergebnisse zu schönen, ist weniger stark ausgeprägt als z.B. in Europa, da oftmals das Motiv der Gesichtswahrung wichtiger ist als die Belastbarkeit aller Angaben im Zahlenwerk.
  • Da mittelständische Unternehmen in China in der Regel keinen Zugang zu Bankdarlehen bekommen, werden in großem Umfang Cashbestände gehalten. Damit entfällt das in der Regel recht nützliche Regulativ, Investitionsentscheidungen mit Dritten, wie Kreditinstituten, abzustimmen und diese von der Sinnhaftigkeit des Vorgehens zu überzeugen.
  • Umsatzsteuer wird, aufgrund von einigen systematischen Unterschieden zum europäischen System, von vielen Unternehmen als Kostenfaktor gesehen, welcher optimiert werden muss. Aus dieser Überlegung können dann z.T. schwerwiegende Compliance-Themen entstehen.

Die sich aus den genannten Besonderheiten ergebenden Problemfelder müssen ggfs. erkannt, besprochen und einer Lösung zugeführt werden. Dies erfordert einen gewissen Zeitaufwand, welcher aber im Hinblick auf die oft enormen Chancenpotenziale gerechtfertigt wird.

 

Zu den Personen

Maximilian Meyer zu Schwabedissen ist deutscher Wirtschaftsprüfer und Bo Gao ist chinesischer Wirtschaftsprüfer bei Warth & Klein Grant Thornton in Wiesbaden. Warth & Klein Grant Thornton ist eine der größten partnerschaftlich geführten deutschen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften und betreut dynamische Unternehmen, die eine Bearbeitung internationaler Projekte benötigen, etwa Jahresabschlussprüfung, M&A, IPO und Due Diligence. www.wkgt.de

Maximilian Meyer zu Schwabedissen ist deutscher Wirtschaftsprüfer und Bo Gao ist chinesischer Wirtschaftsprüfer bei Warth & Klein Grant Thornton in Wiesbaden. Warth & Klein Grant Thornton ist eine der größten partnerschaftlich geführten deutschen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften und betreut dynamische Unternehmen, die eine Bearbeitung internationaler Projekte benötigen, etwa Jahresabschlussprüfung, M&A, IPO und Due Diligence.

Dieser Post ist auch verfügbar auf: Vereinfachtes Chinesisch