Taicang ist fest in deutscher Hand. In der für chinesische Verhältnisse mit 700.000 Einwohnern kleinen Stadt nahe Shanghai haben sich seit 1993 mehr als 280 Unternehmen aus Deutschland niedergelassen. Darunter mehr als 40 mittelständische Weltmarktführer, die zu den Hidden Champions zählen. Ein idealer Ort für einen deutsch-chinesischen Hidden Champions Gipfel. Zahlreiche Unternehmer aus beiden Ländern präsentierten dort am 9. und 10. November ihre Leistungen. Eine Reihe von Beratern stellten ihre Erfahrungen bei Übernahmen von deutschen Targets durch chinesische Investoren vor. Lehren, die sich auch auf andere aus Cross-border-M&A-Deals übertragen lassen.
Eine geradezu klassische Übernahme eines Hidden Champions ist die Akquisition der WITA Wilhelm Taake GmbH und ihrer polnischen Tochtergesellschaft durch Shimge aus Zhejiiang im Frühjahr 2016. Für 13,5 Mio. EUR kaufte die in Shenzhen börsennotierte Gesellschaft den Heizpumpenspezialisten aus Bad Oeynhausen. Nach dem Tod des Gründers stand das inhabergeführte Familienunternehmen zum Verkauf. Das beste Angebot – nicht nur mit Blick auf den Preis sondern auch auf eine nachhaltige Weiterentwicklung – gab Shimge ab.
China zu teuer
William Zhang, CEO von Way2China, begleitete den Käufer bei seiner Akquisition. Am zweiten Tag des Hidden Champions Gipfels schilderte er die Beweggründe von Shimge, sich in Deutschland nach einem passenden Target umzuschauen. Als einer der führenden Wasserpumpenhersteller Chinas mit einem Umsatz von rund 180 Mio. EUR suchte die Gesellschaft nach einem Branchenführer mit international konkurrenzfähigen Technologien, um auch global den Sprung in die erste Liga zu schaffen. Überlegungen im eigenen Land nach einem Anbieter zu suchen, wurden schnell verworfen. Die Kaufpreise für erstklassige Unternehmen sind dort mittlerweile zu hoch.
Pragmatische Haltung
WITA stellte bezüglich des technologischen Know-hows einen idealen Übernahmekandidaten dar. Noch dazu bot der Pumpenspezialist eine etablierte und renommierte Marke. Ein weiteres Argument für Deutschland als Zielmarkt war laut Zhang die Offenheit des Marktes – wie der europäischen Märkte insgesamt – für Akquisitionen durch ausländische Käufer. Bei der Targetsuche ging man also sehr pragmatisch vor. Wie überhaupt eine pragmatische Einstellung die Investitionsstrategie chinesischer Käufer prägt. Beteiligungen und Übernahmen stellen derzeit einfach den schnellsten und effektivsten Weg für das technologische Upgrade dar. Ziel ist es national und global an die Spitze zu kommen. „M&A sind nur ein Mittel zum Zweck,“ resümierte Zhang die Haltung der Investoren aus China.
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