Aus E-Mag M&A China/Deutschland 2013
Die Globalisierung eines Unternehmens ist ein Prozess, der nach typischen Mustern abläuft und oft Jahrzehnte dauert. Ein Überblick zu chinesischen M&A-Transaktionen aus strategischer Sicht.
Internationalisierungsstrategien beginnen meistens mit dem Export: In den ersten Schritten geschieht dies nicht selten über zwischengeschaltete Handelshäuser. Später nimmt man den Vertrieb in den Zielmärkten durch Gründung einer Vertriebsgesellschaft selbst in die Hand. Falls notwendig, kommt Service hinzu. Irgendwann wird dann zumindest in den großen Ländern eine Produktion eingerichtet. Schließlich verlagert man auch Teile der Forschung und Entwicklung (F&E) in ausländische Märkte. Deutsche Unternehmen sind in diesem Prozess weit fortgeschritten. Derzeit läuft die Welle der Einrichtung von F&E-Zentren in China oder Indien. Das gilt selbst für Mittelständler. Hidden Champions sind heute vielfach mit allen Funktionen der Wertschöpfungskette in den Emerging Markets oder in Know-how-Zentren wie Singapur vertreten. Chinesische Unternehmen stehen hingegen im Globalisierungsprozess ganz am Anfang. Die weitaus meisten von ihnen haben bisher nur über Absatzmittler exportiert, oft über ein Verkaufsbüro in Hongkong, und verfügen insofern über keinen eigenen direkten Zugang zu den Zielmärkten in Europa, USA oder der Dritten Welt. Das erweist sich in vielfacher Hinsicht als Schwäche.
„Leapfrogging“ durch M&A
Mergers und Acquisitions (M&A) können in allen Phasen der Globalisierung eine wichtige Rolle spielen. Man muss zwar auf einen Schlag mehr Geld einsetzen als bei der schrittweisen Markterschließung, aber es gelingt ein „Leapfrogging“, das heißt ein Überspringen sonst notwendiger Zwischenschritte. Das kann zu einem enormen Zeitgewinn führen. Gleichzeitig erwirbt man durch eine Akquisition Know-how, Markenrechte und oft Zugang zu weiteren Märkten, da die erworbene Firma selbst Tochtergesellschaften in Drittländern hat.
Unternehmen, die globale Marktpositionen anstreben, aber international noch schwach vertreten sind, müssen sich überlegen, ob sie die Chancen einer schnelleren internationalen Marktpenetration durch M&A nutzen. Es gibt Firmen, die sich dagegen entscheiden. Dazu gehören viele Hidden Champions. Andere Unternehmen verfolgen eine andere Strategie, in der sie M&A ausdrücklich als Mittel und Weg zur globalen Präsenz sehen. Zu dieser Kategorie gehören viele chinesische Unternehmen. Ein wichtiger Grund liegt darin, dass sich viele Chinesen mit der eigenen Erschließung ausländischer Märkte schwertun.
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