In Deutschland sind die Erfahrungen von Managern und Belegschaften mit Investoren aus China nach einer Übernahme überwiegend positiv. Die Muttergesellschaften aus der Volksrepublik üben relativ wenig Einfluss auf das Tagesgeschäft aus. Das vorhandene Management wird meist im meist im Amt belassen. Denn die Käufer selbst verfügen häufig nicht über genügend international erfahrenes, sprach-, rechts- und fachkundiges Personal. In bestimmten Kernbereichen bestehen die chinesischen Eigentümer jedoch auf die Entscheidungshoheit. Dies geht aus einer neuen Studie für die gewerkschaftsnahe Hans Böckler Stiftung hervor.
In der Regel gehen chinesische Investoren davon aus, dass durch Kontinuität in der Führung eines übernommen deutschen Unternehmens das Vertrauen der Mitarbeiter, aber auch der Kunden und Lieferanten am besten gewahrt werden kann. Auf diese Weise soll ein Abfluss von Personal mit wichtigem Know-how vermieden werden.
Doch es gibt auch zentrale Managementaufgaben, die chinesische Eigentümer bevorzugt direkt kontrollieren. Es macht aus ihrer Sicht oft Sinn, den Posten des Finanzvorstands (CFO) mit einem eigenen Vertreter zu besetzen. Es geht hierbei nicht allein um die Kontrolle über die Finanzen sondern vor allem auch um die Abstimmung der Investitionspläne mit der Zentrale. Entscheidungen über die Einsatz der Geldmittel und Forschung und Entwicklung sind für die Unternehmen aus China von strategischer Bedeutung. Daher wird im Mutterhaus darüber entschieden. Hingegen vertrauen die chinesischen Käufer weitgehend auf die Expertise des deutschen Managements nicht nur in technischen Fragen sondern auch im Bereichen wie Recht und Human Resources.
Dies sind zentrale Ergebnisse der neuen Studie „Politische/wirtschaftliche Rahmenbedingungen und strategische Interessen chinesischer Investoren in Deutschland“. Die Autorin Prof. Dr. Ulrike Reisach untersucht darin die Motivation und Vorgehensweise staatlicher und privater Akteure bei ihren Direktinvestitionen in Deutschland. Das Vorgehen bei der Integration nach einer Übernahme stellt sie anhand von kurzen Fallbeispielen wie die Akquisition von Preh durch Joyson oder Putzmeister durch Sany Heavy Industries dar.
Reisach forscht und publiziert seit Mitte der achtziger Jahre zu der deutsch-chinesischen Wirtschaftszusammenarbeit. Ihr Buch „China – Wirtschaftspartner zwischen Wunsch und Wirklichkeit“, das bereits in vier Auflagen erschienen ist, gilt als ein wichtiger Leitfaden für den Einstieg in Verhandlungen mit chinesischen Geschäftspartnern.
Die Studie kann hier heruntergeladen werden.
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