Erst investierten Chinas staatseigene Fonds und Konzerne in Europa, dann folgten Privatunternehmen. Hinzu kommen nun chinesische Private Equity-Gesellschaften. Laut corpfina liegt die Aktivität von chinesischen Finanzinvestoren im ersten Halbjahr 2014 mit 14 M&A-Deals bereits jetzt über der des gesamten Jahres 2013 (11 Transaktionen).
Auch qualitativ vollzieht sich ein Wandel: Bis vor kurzem agierten staatliche Fonds und Private Equity Gesellschaften aus China häufig an der Seite von strategischen Investoren. So unterstützte etwa die zur staatlichen CITIC Gruppe gehörende CITIC PE seinerzeit Sany bei der Übernahme des schwäbischen Betonpumpenherstellers Putzmeister. In letzter Zeit jedoch agieren die chinesischen Finanzinvestoren verstärkt auf eigene Rechnung. Beispielsweise erwarb Fosun über seine portugiesische Tochter Caixa Seguros e Saude im August dieses Jahre rund ein Viertel der Aktien der deutsche Mode-Handelskette Tom Tailor. Seit Jahresanfang hat Fosun bereits fünf Übernahmen in Europa gestemmt und dabei über 1 Mrd. EUR investiert. Neben Fosun sind zum Beispiel auch Hony Capital und Mandarin Capital auf dem europäischen Markt engagiert.
Experten zu den Hintergründen
Im Rahmen eines Roundtables der Corporate Finance Association (corpfina) in Frankfurt erläuterten eine Reihe von Experten für den chinesischen M&A Markt die Hintergründe. So ist Huanping ZHANG, Geschäftsführer von Eurasian Consulting, der Ansicht, dass chinesische Finanzinvestoren auf der Suche nach attraktiven und niedrig bewerteten Unternehmen Europa vermehrt in Visier nehmen, da Zukäufe in ihrem Heimatmarkt zu teuer sind. Seiner persönlichen Erfahrung aus Gesprächen mit chinesischen Privat Equity Gesellschaften nach steht dabei vor allem Deutschland als Zielmarkt im Fokus.
Nach Meinung von Wei WANG aus dem Hause KPMG indes sind die chinesischen Private Equity Investoren nicht einfach auf Schnäppchenjagd im krisengeschüttelten Europa unterwegs. Sondern ihr Interesse gilt ganz gezielt wachstums- und renditestarken Unternehmen. Dabei kommen den Finanzinvestoren aus dem Reich der Mitte gegenüber Industrieunternehmen auch regulatorische Vorteile zugute. Wenn sie bereits Assets im Ausland hätten, bräuchten sie keine Genehmigungen der Reformkommission NDRC und der Währungsbehörde SAFE mehr, so Wang. Als mögliche Exit-Strategie der Private Equity Investments sieht der KPMG-Experte vor allem den Aktienmarkt in China, da dort die Bewertungsniveaus höher seien.