Chinas Outbound-Investition sind in eine Phase qualitativen Wandels eingetreten. Nach Jahren ungestümen Wachstums der M&A-Aktivitäten zog die chinesische Regierung die Bremsen an. Übernahmen von Hotels, Kinoketten oder Fußballclubs wurden unterbunden. Doch in Industrie und Hightech ist der Trend ungebrochen. Denn hier sind nicht nur Unternehmensinteressen sondern auch staatliche Planungen treibender Faktor. Gleiches gilt für grenzüberschreitende Projekte im Rahmen der Belt-and-Road-Initiative (BRI). Beide Investitionsformen sind Bestandteil der Transformation der chinesischen Wirtschaft zu einer modernen Konsum- und Dienstleistungsgesellschaft sowie einer von Peking angestrebten neuen Form der Globalisierung. Chinas Welle von Outbound Direct Investments (ODI) wird langfristig anhalten. Dies erwarten Experten der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG in ihrer aktuellen Studie „China Outlook 2018“.
Während die weltweiten grenzüberschreitenden Direktinvestitionen durch den Ausbruch der Finanzkrise 2008 einen Dämpfer erhielten, stieg der Anteil Chinas und stützte das Wachstum globaler Investmentaktivitäten. 2016 trugen chinesische Investitionen zu fast zwei Fünfteln zum globalen ODI-Wachstum bei. Angesichts der steigenden Wirtschaftskraft des Landes, der hinzugewonnen Erfahrung und verbesserten Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen im internationalen Umfeld gehen die Autoren der KPMG-Studie davon aus, dass das Reich der Mitte in den kommenden Jahren ein Hauptmotor für ODI bleiben wird. Hierbei sind politische Vorgaben ein maßgeblicher Faktor.
Pläne, Pläne, Pläne
Über Jahre hinweg konzentrierten sich chinesische Outbound-Investitionen auf den Rohstoff- und Energiesektor. Seit etwa fünf Jahren spielen anspruchsvolle Greenfield-Investments – beispielsweise in Forschungszentren – und Akquisitionen von Technologieführern im Ausland eine immer wichtigere Rolle. Ausschlaggebend für diese Neuorientierung waren neben dem 12. und 13. Fünfjahresplan u.a. der 2015 veröffentlichte Entwicklungsplan „Made in China 2025“ sowie der „Internet Plus“-Plan. Hinzu kommen einzelne Beschlüsse auf Regierungsebene zur Förderung einer Dienstleistungs-, Konsum- und Innovations-getriebener Entwicklungsstrategie. Gezielt werden hierdurch als Teil eines umfassenden Strukturwandels Zukunftsbranchen wie Robotik, neue Materialien und Biotechnologie gefördert.
Mit Vollgas auf der Seidenstraße
Die Auslandsinvestitionen im Rahmen der BRI sieht China im Kontext eines Paradigmenwechsels. Anfang 2017 verkündete Staatspräsident XI Jinping auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos ein „Neues Paradigma der Globalisierung“ als Antwort auf den wieder aufflammenden Protektionismus. Chinas BRI-Investitionen sollen demnach mit zu einem qualitativen Wandel der Globalisierung beitragen. Im vergangenen Jahr machten Investitionen in 59 Länder der neuen Seidenstraße mit 14,36 Mrd. USD rund 12% der gesamten chinesischen ODI-Summe aus. Für den Zeitraum von 2017 bis 2021 sollen laut offiziellen Planungen 600 bis 800 Mrd. USD für BRI-Projekte ausgegeben werden. Damit werden BRI-Investitionen in den kommenden Jahren das am schnellsten wachsende Segment von Chinas ODI darstellen.
Privatunternehmen und M&A dominieren
Hauptinvestoren auf der Seidenstraße sind Staatsunternehmen. Insgesamt ist deren Anteil an den ODI in den vergangenen Jahren aber rückläufig, nachdem immer mehr Privatunternehmen in Form von M&A und Beteiligungen über Aktienmärkte als Auslandsinvestoren aktiv geworden sind. Fusionen und Übernahmen haben sich laut den Analysten der KPMG mittlerweile als Hauptform der chinesischen Outbound-Direktinvestitionen etabliert.
Auf der Website der KPMG kann die Studie „China Outlook 2018“ auf Englisch und Chinesisch heruntergeladen werden.
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