Das Konsortium aus Tencent, Navinfo und Singapurs Staatsfonds GIC gibt sein Vorhaben auf, einen Anteil von 10% an Here zu erwerben. Das teilt der chinesische Kartendienst Navinfo in einer Unternehmensmeldung mit. Die Zusammenarbeit mit den Eigentümern von Here, den deutschen Autokonzernen Audi, BMW und Daimler, sei reibungslos verlaufen und neben der Beteiligung gemeinsam geplante Projekte sollen auch nach dem Scheitern der Transaktion fortgesetzt werden. Ausschlaggebend für die Aufgabe der Beteiligung sei das Ausbleiben einer Genehmigung durch das Committee on Foreign Investments in the United States (CFIUS).
Laut der Unternehmensmeldung habe Navinfo aktiv mit CFIUS zusammengearbeitet und in zehn Fällen Anfragenkataloge der US-Aufsichtsbehörde beantwortet. Letztlich habe man keinen positiven Bescheid bekommen, sodass das Konsortium das Beteiligungsvorhaben aufgab. Über die Gründe für die Blockadehaltung von CFIUS wird in den Medien spekuliert. Ein Grund könnte sein, dass auch der amerikanische Chipriese Intel an Here beteiligt ist. In einem anderen Fall hatte US-Präsident Donald Trump auf Empfehlung von CFIUS erst Mitte September die geplante Übernahme des Halbleiterherstellers Lattice durch den chinesischen Private Equity Fonds Canyon Bridge untersagt. In Deutschland scheiterte im vergangenen Jahr die Übernahme von Aixtron durch Fujian Grand Chip Investment ebenfalls an einem Veto des damaligen Präsidenten Barack Obama – ausschlaggebend war auch damals die Ablehnung der Transaktion durch CFIUS.
Konkurrenz für Google & Co.
Das asiatische Konsortium um Navinfo gab die geplante 10%-Beteiligung Ende Dezember vergangenen Jahres bekannt. Demnach hätte die Transaktion im ersten Halbjahr 2017 abgeschlossen sein sollen. Audi, BMW und Daimler hatten Here 2015 für 2,6 Mrd. EUR von dem finnischen Telekommunikationsausrüster Nokia erworben. Die drei deutschen Autobauer wollten mit der Akquisition von Here sicherstellen, dass die US- Internetriesen Google und Apple künftig nicht alleine über Schlüsseltechnologien für Assistenzsysteme, Navigation und autonomes Fahren verfügen werden.
Kooperation wird fortgeführt
Die Konsortiumsmitglieder planen auch nach der geplatzten Beteiligung die Zusammenarbeit mit Here fortzusetzen. So will Tencent die Karten- und Lokalisierungsdienste von Here in die eigenen Produkte und Services zu integrieren. Navinfo wird mit der ehemaligen Nokia-Tochter ein Joint-Venture für Navigationsservices in China gründen. Das Gemeinschaftsunternehmen soll unter anderem hochauflösende Karten auf den Markt bringen, die für die Navigation von selbstfahrenden Fahrzeugen benötigt werden.
Die Unternehmensmeldung von Navinfo (auf Chinesisch) finden Sie hier.
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