Das Lkw-Startup TuSimple und der deutsche Automobilzulieferer ZF Group planen gemeinsam einen selbstfahrenden Truck zu entwickeln. Das Ziel ist eine fahrerlose Lkw-Technologieplattform für die Massenproduktion. Noch im April sollen die Arbeiten daran beginnen. Zielmärkte sind Nordamerika, Europa und China. Die Plattform wird dabei Technologien wie Fusionskameras (eine Kombination aus VIS- und Infrarotkameras), LIDAR-Sensoren, Millimeterwellenradar und fahrerlose Steuerungssysteme umfassen. Herzstück wird allerdings die sich noch in der Entwicklungsphase befindende zentrale Datenverarbeitungseinheit ZF ProAI sein. Diese verarbeitet in Echtzeit alle von den Sensoren eingehenden Signale und steuert so den jeweiligen Lkw. Die Software hierzu werden beide Unternehmen gemeinsam entwickeln.
Der Logistikmarkt ist hochattraktiv – allein die chinesische und US-amerikanische Frachtindustrie wird auf einen Wert von 1,5 Billionen USD geschätzt. Autonom agierende Plattformen spielen hier bereits in der Lagerverwaltung eine große Rolle. In Zukunft dürften sie auch beim Transport über längere Distanzen verstärkt zum Einsatz kommen, weshalb TuSimple und ZF Group planen, gemeinsam einen selbstfahrenden Truck zu entwickeln, um diesen neu entstehenden Markt zu bedienen.
Selbstfahrende Technologie werde ein entscheidender Faktor für den sicheren Betrieb und die Kosteneffizienz sein, stellte TuSimple-Gründer Xiaodi Hou in diesem Zusammenhang fest. Die Beratungsgesellschaft Robert Berger bestätigt Hou in seiner Einschätzung und rechnet mit einer Kostenersparnis von bis zu 40%, die das autonome Fahren im Logistikbereich ermöglichen könnte.
Autonome Logistik auf der Straße
Da der Warentransport gegenüber dem Individualverkehr unter anderem den großen Vorteil hat, dass die Strecken zumeist bekannt und vorhersehbar sind, gehen Experten davon aus, dass die ersten vollständig autonom fahrenden Plattformen (Level 5) durch Logistiker auf den Markt gebracht werden. Entsprechend haben sich viele Logistikunternehmen bereits früh positioniert. So beteiligte sich die UPS an der ersten Finanzierungsrunde von TuSimple, bei der 300 Mio. USD erlöst wurden.
Eine zweite, im September 2019 vorgenommene Finanzierungsrunde spülte weitere 120 Mio. USD in die Kassen des im Jahr 2015 gegründeten Unternehmens. TuSimple hat seine Hauptsitze in Peking und San Diego. Das Unternehmen verfügt aktuell über eine Flotte von über 40 selbstständig fahrenden LKW, die auf der firmeneigenen Testlogistiklinie zwischen Texas und Arizona rund 20 Testfahrten pro Woche vornehmen. Darüber hinaus betreibt TuSimple in Nanhui New City (ehemals Lin Gang), der neuen Freihandelszone in Shanghai, eine weitere Teststrecke.
Dieser Post ist auch verfügbar auf: Vereinfachtes Chinesisch