Die chinesischen Kaufinteressenten San’an Optoelectronics und GSR Go Scale Capital haben ihre Pläne für eine Mehrheitsbeteiligung an Osram aufgegeben. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf Insider. Als Grund nennen die mit den Vorgängen vertrauten Personen der für die chinesische Seite unerwartete Widerstand der deutschen Arbeitnehmervertreter und der Politik. Eine Option sei aber noch, den Minderheitsanteil von Siemens in Höhe von 17,5% zu erwerben.
Mit dem Rückzug des Konsortiums ist bereits der zweite Übernahmeversuch chinesischer Bieter in Deutschland innerhalb weniger Tage fehlgeschlagen. Erst vergangene Woche ruderte Fujian Grand Chip Investment nach einem Veto des US-Präsidenten Barack Obama zurück und gab sein öffentliches Übernahmeangebot für den LED-Ausrüster Aixtron auf.
Der Widerstand von den deutschen Arbeitnehmervertretern und der Politik war zuletzt massiv. Gewerkschaft und Betriebsrat hatten sich klar gegen eine Übernahme Osrams positioniert und darauf gedrängt, dass die frühere Siemens-Tochter ihre Ziele eigenständig weiterverfolgt. Indes hatte Siemens laut Medienberichten Bereitschaft gezeigt, seinen Restanteil in Höhe von 17,5% an den chinesischen LED-Spezialisten San’an Optoelectronics und den Finanzinvestor GSR Go Scale Capital zu verkaufen. Erst im Sommer war das traditionelle Glühbirnengeschäft, das unter der Bezeichnung Ledvance firmiert, an ein anderes chinesisches Konsortium veräußert worden. Damals hatten die Arbeitnehmerseite keine Einwände. Allerdings kündigte das Bundeswirtschaftsministerium im Oktober überraschend eine genauere Prüfung der Ledvance-Transaktion an. Nachdem Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel bereits bei der Übernahme des Augsburger Robotik-Herstellers Kuka im Mai Bedenken hinsichtlich eines Abflusses deutscher Spitzentechnologie geäußert hatte, wurde dies von offizieller chinesischer Seite als weiteres Bremssignal aufgefasst.
Osram kann auf eine 110-jährige Geschichte zurückblicken. Der Münchner Konzern erzielte im Jahr 2015 mit seinen weltweit rund 33.000 Mitarbeiter einen Umsatz von knapp 5,6 Mrd. Euro. Der Lichttechnikspezialist weist einen Börsenwert von über fünf Mrd. EUR auf.
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