Aus M&A China/Deutschland 4/15
Der Kauf der Waldaschaff Automotive GmbH, eines fränkischen Technologieführers für Leichtbaukonzepte, eröffnet der chinesischen Lingyun Gruppe den Zugang zu technologischem Know-how und zu Premiumherstellern in Europa. Doch auch der deutsche Automobilzulieferer profitiert von der Übernahme.
Am Firmensitz der Waldaschaff Automotive GmbH weht neben der deutschen und der bayerischen Fahne neuerdings auch eine chinesische Flagge. Das farbenfrohe Bild gibt Zeugnis davon, dass hier ein traditionsreiches Unternehmen mit frisch gebündelten Kräften in neue internationale Dimensionen vorstößt. Die Basis dafür wurde mit der Ende August abgeschlossenen Übernahme des deutschen Leichtbauspezialisten durch die börsennotierte Lingyun Industrial Group Co. Ltd. aus Peking geschaffen, die in ihrem Heimatmarkt selbst zu den führenden Automobilzulieferern gehört. Der chinesische Käufer schätzt das technische Know-how von Waldaschaff und die Präsenz des Unternehmens bei führenden Automobilherstellern in Europa. Doch auch dem deutschen Standort eröffnen sich neue Perspektiven. „Gemeinsam mit dem neuen Eigentümer können wir unsere Kunden jetzt noch besser an den Märkten in China und auf dem amerikanischen Kontinent begleiten“, sagt Geschäftsführer Helge Bender.
Technologieführer mit wechselhafter Historie
Eine der Kernkompetenzen des Automobilzulieferers liegt in der Fertigungstechnologie des Profilierens, bei der Stanzteile durch rollprofilierte Bauteile ersetzt werden. Damit können Komponenten aus Stahl und Aluminium für Fahrzeugtüren, Heckklappen und andere Komponenten der Karosseriestruktur mit relativ geringen Werkzeugkosten nach Kundenwünschen gefertigt werden. Ein weiteres Hauptprodukt sind Crash Management Systeme aus Aluminium, die intelligenten Schutz vor Fahrzeugschäden bieten. Die technologischen Fähigkeiten am Standort nahe Aschaffenburg sind über Jahrzehnte gewachsen. Der Betrieb, in den 1930er Jahren zunächst ein Zweigwerk der damaligen Ymos Metallwerke für die Aluminiumverarbeitung, entwickelte sich nach dem Krieg zum Automobilzulieferer. Er wurde 1998 Teil der britischen Wagon Group, die 2008 jedoch in massive Zahlungsschwierigkeiten geriet. Das Potential des schnell herausgelösten deutschen Unternehmensteils erkannte auch der Insolvenzverwalter, der schließlich 2011 mit der KWD Automotive AG & Co. KG, einer Tochter des Logistikdienstleistes Schnellecke Group AG & Co. KG, einen Käufer fand. „Dank der Unterstützung durch Schnellecke konnten wir bereits 2012 rund 20% mehr Aufträge generieren und unsere Entwicklungskraft wieder deutlich stärken“, sagt Bender.
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