Investor mit klarer Strategie
Hilfreich für die Verhandlungen war es, dass Lingyun von Beginn an klare Ziele hatte. Der Staatskonzern ist Teil der Norinco-Gruppe, die auch Chinas größter Waffenhersteller ist. Das Unternehmen erweitert mit der Übernahme sein Produktportfolio, erhält Zugang zu der in China noch nicht ausgereiften Leichtbau- und Profiltechnologie und nutzt die Kontakte der Unterfranken zu führenden Premiumherstellern in Deutschland und Europa. Lingyun verfügt zudem über eine ganze Reihe von Produkten, deren Chancen am europäischen Markt der Vertrieb von Waldaschaff jetzt in Gesprächen mit seinen Kunden auslotet. „Wir können unseren neuen Eigentümer darüber hinaus mit Blick auf die technologische Weiterentwicklung und Effizienzsteigerungen beraten“, sagt Bender.
Den deutschen Standort gestärkt
Der Käufer aus China unterstützt Waldaschaff jetzt beim Umbau der Produktion und beim Aufbau eines Technologiezentrums am Standort, wobei alle Fachkräfte an Bord bleiben. Unterm Strich werden neben dem Erhalt der bisherigen Stellen sogar neue Arbeitsplätze entstehen, die es ohne den Investor nicht gegeben hätte. Für die Firmenleitung bleibt weiterhin die bisherige Geschäftsführung zuständig. „Ein chinesisches Management wird es hier am Standort nicht geben“, sagt Bender. Gleichzeitig hilft der neue Eigentümer den Unterfranken beim Aufbau ihrer Präsenz in Fernost. Dazu sind unter dem neuen Konzerndach auch Joint Ventures von Waldaschaff mit Tochtergesellschaften in China geplant. Lingyun bringt darüber hinaus Technologien wie etwa im Bereich des Warmumformens ein, über die der Autozulieferer noch nicht verfügt und für die es in Europa Bedarf gibt. In einem nächsten Schritt wollen beide gemeinsam ihre Kunden an den amerikanischen Markt begleiten.
FAZIT
Die Transaktion zeigt einmal mehr, dass das technische Know-how deutscher mittelständischer Unternehmen für asiatische Investoren attraktiv ist. Umgekehrt stärkt die Investitionsbereitschaft des Käufers den deutschen Standort. Sowohl Lingyun als auch Waldaschaff profitieren zudem von der jeweiligen Präsenz des anderen in seinen Heimatmärkten und schaffen damit eine aussichtsreiche Basis für das weitere internationale Wachstum.
Norbert Hofmann ist Gastautor.
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