Aus E-Mag M&A China/Deutschland 2013
Die jüngsten Beispiele von Weichai Power und Kion bzw. Sany Heavy und Putzmeister sowie zuletzt Thielert Aircraft zeigen eines ganz deutlich – es ist keine Seltenheit mehr, dass deutsche Unternehmen von chinesischen Investoren übernommen werden. Chinesische Interessenten beteiligen sich mittlerweile regelmäßig an M&A-Deals mit deutschen Zielunternehmen.
Rekordwert chinesischer Beteiligungen
Dabei waren Kontakte bis vor wenigen Jahren noch die Ausnahme. Häufig kauften chinesische Unternehmen deutsche Firmen zu, mit denen sie bereits geschäftliche Beziehungen pflegten, sei es als Kooperationspartner oder als Zulieferer. Laut aktuellen Studien beteiligten sich private und staatliche chinesische Investoren 2012 mit rund 65,3 Mrd. USD an ausländischen Unternehmen – ein Rekordwert. Das Augenmerk liegt dabei zunehmend auf Europa. Allein in Deutschland gab es der Erhebung zufolge im vergangenen Jahr 15 M&A-Deals mit chinesischer Beteiligung, mehr als in jedem anderen europäischen Land. Für 2013 zeichnet sich ein ähnliches Investitionsniveau bereits ab.
Das ist auch nicht weiter verwunderlich. Deutschland ist ein hoch entwickeltes Land in einem stabilen Investitionsumfeld und mit einer breiten Industriebasis – das macht Deutschland zu einem idealen Investitionsstandort für chinesische Käufer. Aber nicht nur das berühmte „Made in Germany“ und die hoch entwickelten Ingenieurleistungen zeichnen Deutschland aus, vielmehr bewegt sich der Investor dort in einem sehr sicheren und stabilen Umfeld – nicht zuletzt durch das Rechtssystem. Die deutschen Gesetze haben zum Teil eine sehr lange und bedeutende Historie und besetzen die Gebiete Zivilrecht, Handelsrecht, Gesellschaftsrecht, Steuerrecht, Arbeitsrecht, IT-Recht, Recht der Allgemeinen Geschäftsbedingungen und vieles mehr. Auch das politische Umfeld zeigt sich den chinesischen Investoren aufgeschlossen. Anders als in Amerika müssen sie in Deutschland nicht mit massiven politischen Blockaden rechnen.
Professionelle Vorbereitung und fundiertes Wissen
Der Erfolg einer M&A-Transaktion hängt daher für chinesische Investoren in Deutschland vor allem von einer professionellen Vorbereitung und einem fundierten Wissen in allen Phasen eines komplexen Verkaufsprozesses ab. Ein professionell entworfener Letter of Intent oder ein Memorandum of Understanding machen den Weg frei für eine sich daran anschließende geordnete Akquisition. Hier gibt es rechtliche Rahmenbedingungen, die unbedingt eingehalten werden müssen, um eine Akquisition nicht bereits im Vorfeld scheitern zu lassen. So war es uns bei der Beratung eines großen chinesischen Produktionsbetriebes möglich, für diesen in sehr kurzer Zeit eine deutsche Tochtergesellschaft in der Rechtsform der GmbH zu gründen, um dann mit dieser deutschen Gesellschaft in Deutschland Akquisitionen vorzunehmen. Nach weiteren Besuchen in China entstand die Idee, neben bisherigen Produkten aus dem Werkzeugmaschinenbereich auch Produkte der Solarindustrie in China zu fertigen und in Deutschland zu verkaufen. Hierbei musste neben systematischen Fragen entschieden werden, ob man weitere Unternehmen als Gesellschaft hinzuerwarb (Share Deal) oder die für den Investor nützlichen Unternehmensteile (Asset Deal) herauskaufte.
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