Für viele deutsche und europäische Investoren ist China gleichbedeutend mit Metropolen wie Peking, Shanghai oder Guangzhou. Gelegenheiten bieten sich aber auch abseits der Megacities. So stellte sich die Autonome Region Guangxi am 8. Juni in München vor. Vertreter der Provinzregierung präsentierten vor den mehr als 150 Gästen die besonderen Vorzüge des Standorts. Ein deutscher Technologieführer berichtete von seinen Erfahrungen bei seinen ersten Investitionen dort.
Die Autonome Region Guangxi kann neben einer attraktiven Förderpolitik auch mit einer ausgereiften Infrastruktur punkten. Denn von dieser Provinz nimmt die Südroute der Neuen Seidenstraße ihren Ausgang. Ran CHEN, Leiter des China Desk bei Ebner Stolz, skizzierte hierzu das Gesamtkonzept der Belt-and-Road-Initiative (BRI). Mehr als nur eine Aneinanderreihung von Verkehrs-, Energie- und Bauprojekten ist für Chen der Kontinente umspannende Entwicklungsplan Pekings eine Plattform für den Austausch von Waren und Kulturen. Der Berater sieht darin die Entwicklung eines Netzwerks, in dem Länder und Unternehmen ihre jeweiligen Stärken und Vorteile zur Entfaltung bringen können. Als ein Beispiel aus dem M&A-Kontext verwies Chen auf die Ningbo Huaxiang Group, die 2011 und 2013 die Autozulieferer Sellner und HIB Trim Parts übernommen hat. Mit dieser Basis in Deutschland und bestärkt durch die intensive Zusammenarbeit zwischen China und Osteuropa bei BRI-Projekten gründete das chinesische Unternehmen im vergangenen Jahr in Rumänien neue Fabriken und schafft so vor Ort neue Arbeitsplätze.
Vorteilhafte Lage, niedrige Kosten
Die Vorzüge seiner Heimat hinsichtlich Verkehr und Transport betonte auch LIANG Yiguang, der stellvertretende Leiter der Handelsabteilung der Autonomen Region Guangxi. Die ganz im Süden Chinas gelegene Provinz hat auf dem Seeweg eine der kürzesten Verbindungen des Riesenreichs nach Europa. Von hier steuern Schiffe den Hamburger Hafen an. Hinzu kommen die Land- und Schienenwege. Güterzüge aus der Provinzhauptstadt Nanning erreichen über Chongqing die Rhein- und Ruhrmetropole Duisburg. Die geografische Nähe zu Vietnam und den anderen ASEAN-Staaten macht die Region mit ihren 58 Millionen Einwohner zur Drehscheibe des Handels mit Südostasien. Als zentraler Knotenpunkt der Seidenstraßeninitiative greift die Zentralregierung in Peking der Autonomen Region gezielt unter die Arme. Laut Liang profitieren ausländische Investoren dort von der besten Präferenzpolitik in ganz China. Besonders geförderte Sektoren sind die Elektronik, die Automobilindustrie sowie der Chemiebranche und der Bereich Life Sciences. Hinzu kommt, dass in Guangxi das Lohnniveau und die Grundstückspreise relativ niedrig sind. Insgesamt können Investoren dort mit einer um bis zu 40% günstigeren Kostenstruktur als in den Ostprovinzen des Landes rechnen.
Deutscher Technologieführer in Guangxi
Für so manchen Investor ist Guangxi noch ein weißer Fleck auf der Landkarte. Doch sind dort schon eine Reihe von deutschen Unternehmen aktiv. Dr. Christian Gläser, der bei der DYWIDAG-Systems International GmbH (DSI) der Global Mega Project Business Group vorsteht, schilderte auf der Investmentkonferenz die ersten Schritte des Windkraftanlagenzulieferers in China. Der weltweite Technologieführer für Spannglieder, die in den Rotortürmen für die nötige Festigkeit der Anlagen sorgen, hat für den Markteintritt ganz bewusst die Autonome Region Guangxi gewählt. Dort ist auch der Joint-Venture-Partner OVM Machinery ansässig, an dessen Standort Liuzhou in einem neuen gemeinsamen Werk ab Dezember Spannglieder für den chinesischen Markt produziert werden. „Ich bin sehr positiv gestimmt und überzeugt, dass es ein großer Erfolg wird“, meint Gläser. Dabei lobte er die Unterstützung durch den Partner und die lokalen Behörden. „Wir haben uns von Anfang an sehr gut aufgehoben gefühlt“, betonte der DSI-Manager. Und so bekräftigte Gläser das Bekenntnis des Unternehmens zur neuen Investition: „Speziell die Wahl des Standorts Guangxi war richtig“, so Gläser.
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