Seit Donnerstagmittag ist GUO Guangchang der Mitgründer und Vorstandsvorsitzende von Fosun, nicht mehr erreichbar. Die Aktien wurden im Hongkong vom Handel ausgesetzt. Zuletzt hatten Fosun-Manager in Shanghai Kontakt mit Guo. Das berichtet die Online-Ausgabe des chinesischen Wirtschaftsmagazins Caixin. Demnach wurde am gleichen Tag in sozialen Medien gemeldet, dass Guo an einem der Shanghaier Flughäfen nochmals gesehen wurde, als er von Polizisten eskortiert wurde. Die genauen Hintergründe des Verschwindens des Milliardärs sind nach wie vor unklar. Auch an der Übernahmefront gibt es schlechte Nachrichten für den Mischkonzern: Die heiß umkämpfte BHF-Bank geht an einen französischen Investor.
Laut Caixin wird darüber spekuliert, ob Fosun-Chef Guo Guangchang Angeklagter oder nur Zeuge in einem Strafverfahren ist. Im August dieses Jahres fiel der Name Guo Guangchang im Korruptionsprozess gegen WANG Zongnan. Dieser wurde für schuldig befunden, 195 Mio. RMB an Unternehmensgeldern bei mehreren von ihm geleiteten Staatsunternehmen veruntreut zu haben. Wang, der zu 18 Jahren Haft verurteilt wurde, soll darüber hinaus 2003 von Guo zwei Villen für weniger als die Hälfte des Marktwerts gekauft haben. Dafür habe er Fosun nicht näher genannte Vorteile verschafft. Fosun hat die Anschuldigungen stets bestritten. Guo steht laut Forbes mit einem Vermögen von fast 7 Mrd. USD an Platz elf der reichsten Personen in China.
Im Verlauf der Antikorruptionskampagne, die seit dem Machtantritt von Staatspräsident und Parteivorsitzenden Xi Jinping im Jahr 2013 bin in die obersten Ebenen von Partei und Regierung reicht, sind eine Vielzahl von Politikern und Managern von Staatsbetrieben verhaftet und verurteilt worden. Dabei kommt es immer wieder vor, dass Personen im Zusammenhang mit Korruptionsfällen von den Behörden für unbestimmte Zeit in Gewahrsam genommen werden und diese keine Kontaktmöglichkeit zur Außenwelt erhalten. Bis zu einer Freilassung oder einer offiziellen Anklage ist es dabei häufig zunächst unklar, ob die Verhafteten als Angeklagte oder lediglich als Zeugen vernommen werden.
Unabhängig vom Rätselraten um den Verbleib von Guo muss Fosun einen weitere unangenehme Nachricht verdauen. Am Freitag gab die europäische Bankenaufsicht dem französischen Investor Philippe Oddo grünes Licht für die Übernahme eines weiteren Anteils von 28,8% an der BHF Kleinwort Benson. Oddo hält bereits 21,6% und erlangt damit die Mehrheit an der Gruppe, zu der die Frankfurter Privatbank BHF gehört. Schwacher Trost für Fosun: Auch die Shanghaier haben von der europäischen Finanzaufsicht endlich die Erlaubnis zum Kauf von weiteren 9,1% der BHF-Gruppe erhalten. Mit einem Gesamtanteil von über 28% besitzt Fosun damit immerhin eine Sperrminorität.
Fosun-Vorstand Guo Guangchang hatte sich im Juni mit den anderen Aktionären der BHF-Gruppe überworfen. Ein Übernahmeangebot im Juli für 5,10 EUR pro Aktie lehnten die Aktionäre ab. Oddo zahlt jetzt 5,75 EUR pro Anteilsschein.
Der Shanghaier Investor ist jüngster Zeit sehr aktiv in Deutschland. Ebenfalls im Juli übernahm Fosun die Mehrheit an ein anderen Privatbank, Hauk & Aufhäuser, für 210 Mio. EUR. Ende Juni war die Beteiligungsgesellschaft bei dem Landwirtschaftskonzern KTG Agrar mit einem Anteil von rund 9% für geschätzte 9 Mio. EUR eingestiegen. Darüber hinaus boten die Chinesen bei dem später wieder abgesagten Verkauf des Münchener Modeunternehmens Willy Bogner. In der deutschen Bekleidungsbranche ist Fosun bereits mit einem Anteil von über 23% an Tom Tailor vertreten.