Märkte & Daten Konjunktur & Investition Konsumverhalten nach der ersten Corona-Welle Wie der COVID-19-Ausbruch sich auf das Konsumverhalten bzw. die Konsum- pläne der Verbraucher in China (sowie in Indien und Indonesien) auswirken könnte, hat McKinsey in einer aktuel- len Umfrage untersucht. Die in China Befragten gaben dabei an, ihre Pläne bei Einkäufen für teurere Dinge wie Schmuck, Autos, den Bau oder die Reno- vierung von Häusern auf unbestimmte Zeit zu verschieben bzw. eher aufzuge- ben als jene für kleinere Anschaffungen. 50% der chinesischen Befragten, die vor dem Ausbruch vorhatten, Autos zu kau- fen, wollen auf diese Käufe 2020 verzich- ten. 59% sagten das Gleiche in Bezug auf geplante Schmuckkäufe. Zum Vergleich: Verbrauchervertrauen in China 125,9 124,4 124,1 124,3 124,6 122,4 126,6 126,4 122,2 118,9 116,4 115,8 128 126 124 122 120 118 116 114 112 110 Jun 19 Jul 19 Aug 19 Sep 19 Okt 19 Nov 19 Dez 19 Jan 20 Feb 20 Mär 20 Apr 20 Mai 20 Quellen: Tradingeconomics.com, National Bureau of Statistics of China Nur 13% der Befragten sagten, dass sie Pläne zum Kauf von Hautpflegeproduk- Chinesisches Preisniveau (Verbraucher und Hersteller) 8,0 6,0 4,0 2,0 0,0 -2,0 -4,0 -6,0 6,0 5,4 6,3 5,4 5,2 2,6 2,6 2,0 2,0 1,4 1,6 4,1 3,5 2,1 2,9 -0,3 0,1 -0,4 4,3 3,3 2,4 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020* Jan Feb Mär Apr Mai -1,9 -1,4 -1,7 -1,9 -2,2 -5,2 CPI PPI -1,5 -3,1 -3,7 Quelle: AHK Greater China ten verzögern oder stornieren. Etwa je- der Dritte gab an, weniger als ursprüng- lich geplant auszugeben. Die Befragten unterscheiden jedoch zwischen Preis und Wert. Bei Befragten, die planen, kleine Haushaltsgeräte zu kaufen, stieg der Anteil, der „Mehrzweck“ als eines der drei wichtigsten Attribute für die Kaufentscheidung anführt, um 10% – dieser Anteil ist viermal so hoch wie der, bei dem niedrige Preise eine wich- tige Rolle spielten. Die Ergebnisse legen auch den Schluss nahe, dass bestimm- te Verbrauchergruppen bei Lockerung von Sperren und Beschränkungen ihre Ausgaben wieder erhöhen. Gleichzei- tig werden aber auch Unbehagen und Schuldgefühle als Gründe für die gerin- gere Kaufneigung genannt: So führte ein Drittel der chinesischen Handy- käufer dies als Grund für seine Zurück- haltung an. www.mckinsey.com Chinas Wirtschaft wächst etwa 2,5% im zweiten Quartal Hatte Chinas Wirtschaft im ersten Quartal 2020 noch einen Rekordrück- gang von 6,8% erleiden müssen – der erste Rückgang überhaupt seit der sta- tistischen Erfassung 1992 –, dürfte sie im zweiten Vierteljahr wieder zu einem wenn auch noch geringen Wachstum zurückgekehrt sein. Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt wuchs von April bis Juni wahrscheinlich um 2,5% gegenüber dem Vorjahr. Die erwartete Wachstumsrate wäre allerdings immer noch die schwächste verzeichnete Ex- pansion. Der von kleineren Unterneh- men dominierte Dienstleistungssektor Chinas hat sich dabei nicht so schnell erholt wie die Industrieproduktion, auch wenn sich das chinesische Ver- brauchervertrauen allmählich zu ver- bessern scheint. Insofern scheinen die Maßnahmen der Regierung zu fruch- ten: Sie hat die Haushaltsausgaben er- höht, Steuern und Kreditzinsen sowie die Mindestreserveanforderungen der Banken gesenkt, um die Wirtschaft zu beleben und die Beschäftigung anzu- kurbeln. Aber es stehe noch ein har- ter Kampf bevor, da die Situation im In- und Ausland weiterhin ernst sei, wurde Ministerpräsident Keqiang Li im staatlichen Radio zitiert. Unterstützung kommt von der Zentralbank, deren Gouverneur Gang Yi sagte, China wer- de die Liquidität des Finanzsystems in der zweiten Jahreshälfte ausreichend halten. Jianwei Tang, leitender Ökonom bei der Bank of Communications, hat die Erwartung geäußert, dass die Zen- tralbank in der zweiten Jahreshälfte ein bis zwei weitere gezielte Kürzungen der Mindestreserveanforderungen vorneh- men und die Zinsen für die mittelfristige Kreditfazilität um weitere 20 Basispunk- te senken werde. www.reuters.com 6 | Investment Plattform China/Deutschland 3/2020