Titel Modell der zwei Kreisläufe Abb. 2: Chinesisches Wirtschaftswachstum 2000-2020 16,0% 14,0% 12,0% 10,0% 8,3% 8,0% 8,4% 6,0% 4,0% 2,0% 0,0% 14,2% 11,3% 12,7% 10,0% 10,1% 9,1% 10,6% 9,5% 9,6% 9,2% 7,7% 7,7% 7,3% 6,9% 6,8% 6,1% 6,7% 6,6% 1,2%* 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018 2020 * geschätzt, Verzerrung durch Covid-Schock Quellen: Statista, Weltbank Treffens des Politbüros stellte er erst- mals sein Konzept der zwei Kreisläufe (Dual Circulation) in Anlehnung an die von Wang geprägte Formulierung vor. In seiner Rede forderte Xi, die ange- botsseitigen Strukturreformen zu ver- tiefen, Chinas übergroße Marktvortei- le und das Inlandsnachfragepotenzial voll auszuschöpfen sowie „ein neues Entwicklungsmuster aufzubauen, in dem sich der nationale und internatio- nale Kreislauf gegenseitig fördern“. Wie so oft bei neuen Governance-Kon- zepten in China handelte es sich dabei nicht um ein bereits vollständig ausge- staltetes Programm, sondern eher um eine grobe Skizzierung, wie auch Anna Holzmann, wissenschaftliche Mitar- beiterin bei MERICS, feststellt: „Noch ist das Konzept relativ schwammig und schwer greifbar. Wie die konkrete Ausgestaltung dann tatsächlich aus- sehen wird, ist derzeit auch innerhalb Chinas Teil einer breiten Diskussion.“ Aber schon jetzt ist klar, dass die zwei Kreisläufe den wirtschaftspolitischen Rahmen des 14. Fünfjahresplans bil- den werden, der im März 2021 vom na- tionalen Volkskongress verabschiedet werden wird. . m o c e b o d a k c o t s – . n ā v a K l i r t i m D © : o t o F 14 | Investment Plattform China/Deutschland 4/2020 Worum geht es? Gemäß Xi soll nun dem „externen“ Kreislauf, also der exportorientier- ten Wirtschaft, ein weiterer, interner hinzugefügt werden. Das Ziel ist es dabei, den chinesischen Binnenmarkt zu stärken, und zwar vornehmlich den Konsum. Dessen Beitrag zum chinesi- schen BIP bewegt sich seit Jahren im Bereich zwischen 35% und 38% – wenig im Vergleich zu entwickelten Volks- wirtschaften, bei denen der Wert bei 50% bis 60% liegt; in den USA ist er so- gar noch höher. Aber dieses Ziel steht nicht im leeren Raum. Die Ankurbe- lung der Binnennachfrage soll China ebenfalls in die Lage versetzen, sich neue Exportmärkte zu erschließen, denn mit der Verlagerung zu einer nachfrage- und innovationsgetriebe- nen Wirtschaft will Peking das Land in die Lage versetzen, die gesamte Bandbreite der Wertschöpfungskette abzudecken, sich aber vor allem auch am oberen Ende derselben besser zu positionieren. Bei der abwandernden Möbelindus- trie etwa bedeutet dies, dass China die entsprechenden Maschinen zur Der chinesische Binnenmarkt soll als zentrale Dreh- scheibe für den globalen Handel etabliert werden. ANNA HOLZMANN Wissenschaftliche Mitarbeiterin, MERICS