Misserfolgsrate weltweit bei rund 70%
Es gilt jedoch, diese Einzelbeispiele erfolgsloser Transaktionen im weltweiten Vergleich zu betrachten. Eine Vielzahl von Studien kommt zu dem Ergebnis, dass weltweit jede zweite M&A-Transaktion wertvernichtend ist. Einige Studien verweisen sogar auf eine Misserfolgsrate von rund 70%. Mit anderen Worten: Bis zu sieben von zehn M&A-Transaktionen sind nicht vom unternehmerischen beziehungsweise finanziellen Erfolg gekrönt. Hinzu kommt: Die wenigen Unternehmen, die auf Basis von M&A-Wachstumsstrategien erfolgreich agieren, sind „Wiederholungstäter“.
Angesichts dieser ernüchternden Bilanz weltweiter Fusionen und Übernahmen ist es ratsam, den Maßstab für die Bewertung chinesischer Unternehmensübernahmen zu überdenken. Statt chinesische M&A-Aktivitäten aufgrund einiger gescheiterter Transaktionen generell als wenig erfolgreich zu bewerten, sollten chinesische Firmen an branchenüblichen, globalen Leistungsstandards gemessen werden. Selbst wenn sieben von zehn Übernahmen durch einen chinesischen Käufer Werte vernichten oder anderweitig scheitern, entspräche die (Miss-)Erfolgsbilanz chinesischer Unternehmen immer noch in etwa dem weltweiten Durchschnitt.
Es zeigt sich immer wieder: Der Blick auf Chinas wirtschaftliches Potenzial ist entweder von übertriebenem Optimismus oder von übergroßer Skepsis geprägt – und durch unverhältnismäßige Vergleichsmaßstäbe. Wer gegenüber China zu hohe Erwartungen formuliert, der wird ein durchaus branchenübliches Leistungsniveau mit einem schlechten Abschneiden verwechseln.
Zur Person
Marc Szepan ist Co-Leiter des Forschungsbereichs Wirtschaft beim Mercator Institute for China Studies (MERICS) in Berlin. Neben seiner Tätigkeit im MERICS lehrt und promoviert er derzeit an der Saïd Business School und am Green Templeton College, University of Oxford. Vor der Rückkehr in die Forschung war er als Senior Vice President, Airline Operations Solutions, bei Lufthansa Systems AG tätig. MERICS ist ein im Jahr 2013 gegründetes Forschungs- und Analyseinstitut („Think Tank“) mit Sitz in Berlin. Es ist eine Initiative der Stiftung Mercator. www.merics.org
Aus E-Mag M&A China/Deutschland 02/2014
Marc Szepan ist Co-Leiter des Forschungsbereiches Wirtschaft beim Mercator Insitute for China Studie (MERICS).
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