Investment-Dialog: Neue Modelle Deutsch-Chinesischer Investitionen

Auftakt der neuen Veranstaltungsreihe der Investmentplattform China/Deutschland

©kras99 – stock.adobe.com

Unter dem Motto „Neue Modelle deutsch-chinesischer Investitionen“ lud die Investment Plattform China/Deutschland, am 05. August zum Auftakt ihrer virtuellen Veranstaltungsreihe „Investment-Dialog“ ein.

Hochkarätige Vertreter von Germany Trade and Invest, GvW Graf von WestphalenNIO Group, Joyson Group, Startup Factory China und ElringKlinger Engineered Plastics Qingdao diskutierten miteinander und beantworteten Fragen zu den aktuellen Chancen und Herausforderungen für grenzüberschreitende Investitionen aus unterschiedlichen Perspektiven. Mehr als 90 Teilnehmer aus deutsch-chinesischen Unternehmen und Wirtschaftsorganisationen verfolgten die eineinhalbstündige Online-Veranstaltung.

Markus Rieger, Vorstand der GoingPublic Media AG und Geschäftsführer der China Investment Media GmbH, führte die Zuschauer durch das Programm. Den Auftakt der Veranstaltung machten vier Impulsvorträge.

„Deutschland steht hoch im Kurs für ausländische Investoren”

Zunächst berichtete Robert Herzner, Director von Germany Trade and Invest Shanghai, über die aktuelle Entwicklung chinesischer Investitionen in Deutschland.  So ergab sich insgesamt ein Rückgang bei den FDI-Projekten um knapp zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Auch wenn die Gesamtzahl zurückging, stieg aber gleichzeitig  das Volumen auf einen neuen Rekordwert von 10,4 Milliarden Euro im Jahr 2020 und es wurden viele  Arbeitsplätze geschaffen. Somit steht Deutschland also weiterhin hoch im Kurs für ausländische Investitionen. Die meisten Auslandsinvestitionen kamen dabei aus den USA, Schweiz, China und Großbritannien. Zu den wichtigsten Branchentrends gehören, laut Robert Herzner, neben klimaschonenden Mobilitätslösungen sowohl die Robotik als auch Pharma-Medtech-E-Health.

Im Anschluss gab Patrick Heid, Partner und Leiter der China-Praxis der Anwaltskanzlei GvW Graf von Westphalen in Shanghai, einen Einblick in das aktuelle Investitionsumfeld in China. Dabei scheute sich Heid nicht davor, auch mit einigen kritischen Worten die Situation vor Ort zu beleuchten. So sei das Wirtschaftsleben in China im Moment sehr politisiert: „Wir erleben in 2021 ein China mit einem Selbstbewusstsein, wie es in den letzten Jahrzehnten nicht vorhanden war.“ Dies sei an sich nichts Schlechtes, leider verschließe sich das Land aber zunehmend dem Westen gegenüber. Eine Entwicklung, die Patrick Heid mit Sorge betrachtet. Zudem erschwere das immer strengere regulatorische Umfeld den Unternehmen, die nach oder in China expandieren wollen, die weitere Geschäftsentwicklung im Land. „Es ist oft nicht klar, an wen sich die neuen Gesetze richten oder welche konkreten Pflichten für die Unternehmen gelten“, sagte Heid. Für die Zukunft hoffe er, dass sich China und der Westen wieder annähern. Bis dahin wäre es aber unter Umständen erwägenswert für deutsche Unternehmen, auch alternative Produktionsstandorte und Märkte zu sondieren.

„Wie bilden wir ein User-Enterprise?“

Ein Highlight der Veranstaltung war der Impulsvortrag vom Vizepräsidenten der NIO Group, Hui Zhang, in dem er die Europastrategie des jungen, aber bereits sehr prominenten Elektroautobauers erläuterte. Zhang legte dabei den Fokus insbesondere auf den Aufbau eines „User-Enterprise“. „NIO is never only about selling cars“, sagte Zhang. Der Konzern bietet seinen Kunden Online-Services wie die NIO App und offline ein Community-internes Netz von Lifestyle Locations. So solle im Zentrum von Oslo ein 2.000 Quadratmeter großes NIO House eröffnet werden. Es wird als Treffpunkt für Kunden und Fans, die untereinander ihre Erfahrungen austauschen möchten, dienen. Zudem soll NIO-Usern durch die innovative NIO-Power-Swap-Technologie eine einzigartige Charging-Experience geboten werden. Die Technologie ermögliche es, die Fahrzeugbatterien innerhalb von drei Minuten automatisch auszutauschen. Auf die Nachfrage, wann NIO plane, in den deutschen Automobilmarkt einzusteigen, verriet Zhang, dass NIO sein Deutschland-Debüt im nächsten Jahr anpeile. Noch in diesem Jahr werde der Elektrobauer seine Europa-Kampagne in Norwegen starten.

Zum Abschluss der Impulsvortragsreihe warf Dr. Mei Wu, Geschäftsführerin der Joyson Europe GmbH, einen Blick zurück auf zehn Jahre Erfahrungen mit M&A in Deutschland. Joyson Groupe hat in den letzten zehn Jahren eine Reihe von europäischen Automobilzulieferer erworben. Dadurch kann Joyson die Technologien, Kapazitäten und Märkte in verschiedenen Regionen allozieren. „Nur wenn man auf einer globalen Ebene alle Ressourcen integrieren kann, findet man die Synergie.“

„Im Vordergrund steht die lokale Kompetenz“

Im Anschluss an die Impulsvorträge folgte eine virtuelle Podiumsdiskussion mit Dr. Christian Haug von der Startup Factory China, Dr. Mei Wu, Joyson Europe, und Sun Bo, ElringKlinger Plastics Qingdao. In dieser diskutierten die Teilnehmer die aktuellen Chancen und Herausforderungen für grenzüberschreitende Investitionen.

Frage an Sun Bo: Was sind ihre Beobachtungen aktuell zum Thema internationale Lieferketten?

Sun Bo: „Für deutsche Unternehmen verbergen sich Chancen stärker hinter Risiken. Allerdings bleibt China weiterhin ein interessanter Markt. Wir müssen einfach schauen, wie wir smarter werden. Seit der COVID-19-Pandemie ist das Problem der Lieferkettenabsicherung vielen Unternehmen bewusst geworden. Unter anderem bei den Firmen, die China nur als verlängerten Arm für Produktionskapazität definiert haben, ist es wahrscheinlich, dass sie das Land verlassen werden. Die Firmen, die China als Absatzmarkt definiert haben, werden an Marktanteilen gewinnen.“

Wenn wir einen Blick auf zwei Jahre Pandemie werfen, begleitet von politischen Meinungsverschiedenheiten – wie kommt man da wieder raus?

Sun Bo: „Das ist natürlich eine große Frage. Ich denke, bis 2022 werden wir da noch nicht rauskommen. Die Frage für mich als deutsches Unternehmen sollte sein, was sollte man machen, um die Schwierigkeiten, die uns begleiten, zu managen. Im Vordergrund steht für mich insbesondere die lokale Kompetenz.“

Christian Haug: „Wenn ich es aus Sicht unserer Unternehmen sehe, die im chinesischen Markt agieren, dann sind wir wirtschaftlich draußen. Aber es eröffnen sich auch Chancen: In der Corona-Krise letztes Jahr haben China und die anderen asiatischen Staaten das größte Freihandelsgebiet der Welt eröffnet. Das ist zwar noch nicht implementiert, aber bietet natürlich trotz allen Risiken eine Chance, aus China oder einem anderen asiatischen Staat mit Wertschöpfung den ganzen Asien-Markt zu bearbeiten. Wichtig ist hierbei wie erwähnt die lokale Kompetenz.

Zwischen den USA und China ist das ein Kampf um die Führung in der Welt. So ein Dualismus wird uns lange begleiten. Aber das kennen wir aus der Geschichte, damit wird sich wirtschaftlich umgehen lassen.“

Frage an Dr. Mei Wu: Sie haben einen besonderen Blick auf die Cross-Border-Transaktionen und die Investitionsströme. Machen sie sich in der Thematik auch Sorgen bei Joyson?

Dr. Mei Wu: „Ein großes Problem sind vor allem die Reiseeinschränkungen. Aber genau auch wegen der Pandemie und anderen, wirtschaftlichen Unsicherheiten sehen wir, dass die langfristige Strategie von Joyson sich bewährt hat. Wir haben durch zehn Jahre Investition in jeder Region und in jeden wichtigen Standort von unseren Kunden unsere Kapazitäten aufgebaut. Wir sind bereits hier vor Ort. Wenn die Welt weiter offenbleibt, profitieren wir davon, wenn in der Welt verschiedene Städte ihre Türen ein wenig verschließen, sind wir bereits in jeder Region präsent. Das sehe ich als großen Vorteil der Strategie von Joyson.“

Abschließend zeigten sich die Veranstalter, sowie die Redner und die Gäste der Auftaktveranstaltung des Investment-Dialogs zufrieden. „Wir freuen uns über die erfolgreiche Umsetzung des ersten Events unserer neuen Veranstaltungsreihe. Dieses Format werden wir baldig fortsetzen”, sagte Markus Rieger, Vorstand der Going Public Media AG und Geschäftsführer der China Investment Media GmbH.

 

 

 

 

 

Dieser Post ist auch verfügbar auf: 德语